Etikettenschwindel im grossen Stil
Kellerei verkauft Wein aus Spanien mit Walliser Label

Der Besitzer einer Kellerei steht im Zentrum eines Weinskandals im Wallis. Er soll ausländische Weine als AOC Valais verkauft und damit 2,5 Millionen Franken verdient haben. Der Prozess findet im August statt.
Publiziert: 13.08.2024 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2024 um 14:09 Uhr
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Die Idylle trügt: Das Wallis wird von einem Weinskandal erschüttert. (Symbolbild)
Foto: Max Schmid
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Weinskandal im Wallis! Im Zentrum der Affäre steht der Walliser Weinkellereibesitzer Cédric F.* Er soll zwischen 2009 und 2016 ein betrügerisches System aufgebaut haben, das es ihm ermöglicht hat, ausländische und nicht zugelassene Weine unter der renommierten AOC-Valais-Bezeichnung verkauft zu können. Dadurch soll F. Millionen von Franken verdient haben, wie die Zeitung «Le Nouvelliste» berichtet. Sie stützt sich dabei auf die Anklageschrift der Walliser Staatsanwaltschaft.

Laut der 36-seitigen Anklageschrift soll F. in grossem Stil Weine aus Spanien und Schaffhausen gekauft und diese mithilfe gefälschter Rechnungen und Buchungen als Walliser AOC-Weine ausgegeben haben. Insgesamt sollen so etwa 835'000 Liter Wein, darunter 730'000 Liter aus Spanien und 105'000 Liter aus dem Kanton Schaffhausen, illegal unter dem Label AOC Valais verkauft worden sein.

Die gefälschten Rechnungen hätten dazu gedient, die wahre Herkunft des Weins zu verschleiern und die Bestände in den Kellern auf das gewünschte Volumen anzupassen, schreibt die Zeitung weiter.

Rund 2,5 Millionen Franken Gewinn

Das Ausmass des Skandals wird durch die Summe der erzielten Gewinne deutlich: Der Verkauf der gefälschten Weine soll F. und seinen Unternehmen rund 2,5 Millionen Franken eingebracht haben. Dabei wurden die Weine zu Preisen zwischen 3,9 und 9 Franken pro Liter verkauft.

Besonders brisant ist, dass namhafte Unternehmen der Schweizer Weinbranche zu den Abnehmern gehörten. Darunter etwa Mövenpick Wein, Giroud Vins SA und die Caves Garnier, die im Besitz von Fenaco sind.

Laut «Le Nouvelliste» sollen sich die Ermittlungen gegen F. über mehrere Jahre hingezogen haben. Zwischen 2017 und 2019 habe die Staatsanwaltschaft verschiedene Ermittlungsmassnahmen eingesetzt, darunter die Überwachung des Beschuldigten sowie Durchsuchungen und die Beschlagnahmung von Vermögenswerten. Dabei seien 13 Luxusfahrzeuge, darunter Modelle von Ferrari, Porsche und Aston Martin, sowie 15 Bankkonten und 13 Immobilien sichergestellt worden.

«Raffiniertes, undurchsichtiges und betrügerisches» System

Die Vorwürfe gegen F. wiegen schwer: Betrug, Urkunden- und Warenfälschung. Die Staatsanwaltschaft spreche in der Anklageschrift von einem «raffinierten, undurchsichtigen und betrügerischen» System, heisst es im Artikel. Dies habe es dem Winzer ermöglicht, das AOC-Valais-Label zu missbrauchen und so das Vertrauen der Konsumenten und der Kontrollorgane zu untergraben.

Der Fall wird am 26. und 27. August vor dem Bezirksgericht Sitten verhandelt. Bis dahin gilt für F. die Unschuldsvermutung. Weder sein Anwalt noch die Staatsanwaltschaft wollten sich vor der Gerichtsverhandlung gegenüber «Le Nouvelliste» äussern. Sollte F. jedoch schuldig gesprochen werden, könnte dies weitreichende Konsequenzen für die Walliser Weinbranche und die Kontrolle des Schweizer Weinmarktes haben.

Denn: Der Skandal legt die Schwächen im Kontrollsystem der Schweizer Weinbranche offen und könnte zu strengeren Überwachungs- und Prüfverfahren führen. Eines steht aber heute bereits fest: Für den stolzen Weinkanton Wallis ist der Fall ein Fiasko.

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