Weinlese in der Romandie
2022 wird ein guter Jahrgang

Lange hatten die Winzer vergangenes Jahr warten müssen, bis sie die Trauben einbringen konnten. Jetzt sind sie umso früher dran – wegen des Rekordsommers.
Publiziert: 18.09.2022 um 16:55 Uhr
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Traubenlese in den terrassierten Weinbergen des Lavaux am Ufer des Genfersees bei St-Saphorin VD.
Foto: Keystone

Die Traubenlese ist in der Westschweiz nach dem heissen Sommer viel früher gestartet als üblich, im Wallis etwa zwei Wochen früher als in einem normalen Jahr.

«Aber was ist ein normales Jahr? Die klimatischen Unvorhersehbarkeiten zwingen uns, uns ständig anzupassen», sagte Yvan Aymon, Präsident des Branchenverbands für Reben und Wein im Wallis der Nachrichtenagentur SDA.

Was ist noch normal?

Ähnlich sieht es in Genf aus. Angesichts der immer stärkeren Wetterereignisse sei es schwierig zu bestimmen, was ein normales Jahr ist, sagte der kantonale Önologe Florian Favre. Ein Blick auf den Kalender zeige, «dass wir uns zwischen dem Hitzejahr 2003, in dem die Weinlese noch früher einsetzte, und dem Jahr 2018 befinden», so Favre. 2021 sei die Ernte nach einem verregneten Sommer fünf Wochen später eingebracht worden.

Der Hitzesommer sorgt für noch etwas: 2022 wird besonders edle Tropfen hervorbringen. Einen «aussergewöhnlichen Jahrgang 2022» erwartet etwa Joanna Rouiller, Direktorin der Association interprofessionnelle des vins du Vully. Insgesamt seien die Trauben von Krankheiten und Unwettern verschont geblieben. Die Beeren seien wegen des trockenen Wetters kleiner als sonst und hätten eine gute Zuckerkonzentration.

Alkoholreiche Rotweine

Für Favre werden aus den Trauben «kräftige, alkoholreiche Rotweine mit Aromen von reifen Früchten» entstehen. Bei den Weissweinen werde der Jahrgang schwieriger zu verarbeiten sein, sagte der Genfer Önologe.

Im Kanton Neuenburg werden bei den Rotweinen «konzentrierte Weine» erwartet, wie Johannes Rösti, Direktor der Neuenburger Weinbauanstalt sagte. Waadtländer Winzer rechnen ebenfalls mit einem «wunderbaren» Jahrgang, wie es dort hiess.

Lager auffüllen

Während sich die Winzerinnen und Winzer in Bezug auf die gute Qualität einig sind, sind sie bei den Erntemengen vorsichtiger. Diese hänge von der Intensität der nächsten Regenfälle ab, sagte Mattéo Murphy, Geschäftsführer der Vereinigung der Broye-Winzer. Aymon schätzt aber, dass die Menge im zehnjährigen Durchschnitt liegen dürfte.

Rösti zufolge wird die Menge in den Neuenburger Weinbergen «mittel bis hoch» sein. Auch Joanna Rouiller aus dem Vully FR ist optimistisch: «Mit der Weinlese 2022 werden die Winzer ihre Lager wieder auffüllen können.»

Kühl und trocken

In den kommenden Tagen ist Regen die grösste Gefahr für die Trauben, da er Fäulnis verursachen kann. Zudem sollte vermieden werden, zu warme Trauben zu ernten, da diese anfälliger für einen unkontrollierten Gärbeginn sind. Deshalb arbeiten die Winzer eher in den kühlen Morgenstunden. Manchmal sei es auch notwendig, die Trauben vor dem Abbeeren und Pressen in Kühlschränke zu legen.

Das Wetter scheint dieses Jahr jedoch auf der Seite der Winzer zu sein. In den nächsten Tagen ist trockenes und kühles Wetter angesagt. (SDA)

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