Zu Besuch auf dem Weingut ihres Bruders
Christa Rigozzi: Wein im Blut

Christa Rigozzi hat eine Ahnung von Wein. Das merke ich schnell, als ich die temperamentvolle und sympathische Tessinerin auf dem Weingut ihres Bruders Christian treffe.
Publiziert: 07.02.2022 um 14:56 Uhr
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Blick-Wein-Redakteurin Shirley Amberg bei einem Glas Wein mit Christa Rigozzi (r.).
Foto: Shirley Amberg
Shirley Amberg

Sonnenschein Christa (38) liebt den Herbst und den Winter. Wegen des Essens, wie sie erzählt. Sie sammelt zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern Marroni, geniesst Rinderschmorbraten, Steinpilze und allerlei andere deftige Köstlichkeiten.

Besonders schöne Erinnerungen wecken Wildgerichte bei Christa: Ihr Vater war Jagdaufseher. Dass diese lukullischen Freuden zusammen mit einem Glas Rotwein, sehr gerne Merlot, genossen werden, ist selbstverständlich. Denn Wein hat in der Familie Rigozzi Tradition.

Spielplatz im Rebberg

Christa und ihr Bruder Christian sind mit Reben und Trauben aufgewachsen. Ihr «Nonno» kelterte schon seinen eigenen Wein. «Ich bin in einer Winzerfamilie aufgewachsen und habe die Kultur und die Geschichte des Weins früh kennengelernt. Ich liebe guten Wein!», schwärmt Rigozzi.

So war Wein auch für Bruder Christian immer selbstverständlicher Teil seiner Kultur. Zusammen mit Christa half er seinem Grossvater bei der Weinlese und quetschte mit den nackten Füssen die Trauben.

Technologie und Natur

Christian Rigozzi studierte Informatik – also eine weitaus trockenere Angelegenheit als der Weinbau. Doch seine Leidenschaft für Wein brachte ihn dazu, mit 28 Jahren seine Stelle als Informatiker zu künden und sich voll und ganz dem Rebensaft zu widmen.

Anfangs kümmerte er sich nur um die wenigen bestehenden Stöcke im Familienbesitz, doch kamen im Laufe der Zeit immer mehr Reben dazu. Heute bewirtschaftet Christian rund sechs Hektaren, die sich aus kleinen, verstreuten Parzellen zusammensetzen.

In der Cantina I Fracc, wie der 2009 gegründete Weinbetrieb heisst, trifft Tradition auf innovative Moderne, Natur auf Technologie. Die Rebstöcke liegen auf rund 280 Meter über Meer an den Hügeln von Monte Carasso, einem pittoresken Dorf auf der rechten Seite des Ticino, unweit von Bellinzona entfernt.

Der Keller verbindet moderne Architektur mit uralten Gemäuern und wurde mit der neuesten Technik ausgestattet, die es für die Weinbereitung braucht.

Kleine Produktion und stolze Schwester

Die Jahresproduktion ist auf rund 30'000 Flaschen begrenzt: Diese überschaubare Menge ermöglicht es Christian, jeden einzelnen Schritt vom Weinberg über die Kelterung bis hin zur Abfüllung in die Flasche persönlich zu begleiten. Gelkeltert wird hauptsächlich Merlot. Doch gibt es auch etwas Pinot noir, Cabernet franc und Chardonnay.

Die Natur spielt für Christian Rigozzi eine wichtige Rolle. Seine Weine sollen das Tessiner Terroir widerspiegeln. Der Wein wird in Stahltanks und Eichenfässern aus der Schweiz ausgebaut. Winzer Christian hält viel von Schweizer Barriques und versucht, diese jeweils so einzusetzen, dass sie dem Wein eine ausgewogene Harmonie verleihen.

Und dies gelingt ihm mit Erfolg, hat sein Weingut Cantina I Fracc doch schon einige Preise und Auszeichnungen erhalten, wie Christa Rigozzi stolz erzählt.

Christa und ich trinken Christians Merlot, dazu gibt es Pasta mit Trüffeln – auch eine Leibspeise der quirligen Zwillingmutter. Der Wein aus ausgewählten Trauben und Terroirs erhielt eine kontrollierte Gärung und reifte für zehn Monate in Schweizer Barriques. Er schmeckt wunderbar pur, zeigt sich äusserst sortentypisch, besitzt eine delikate aber dennoch tiefe Struktur.

Sein intensives rubinrotes Funkeln verzaubert das Auge, in der Nase verführen rote Früchte mit einem Hauch von Vanille zu grossen Schlucken. Ein wahrlich trinkanimierender Wein – wir wünschten, wir hätten eine Magnum vor uns stehen und sind uns absolut einig, dass eine Magnum die ideale Grösse für ein Dinner zu zweit ist.

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