Weil Nahrungsmittel in Sri Lanka knapp werden
Schweizer Botschaft pflanzt Gemüse an

Sri Lanka steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, in der Nahrungsmittel knapp werden. Die Regierung hat deshalb zu Selbstversorgung aufgerufen. Die Schweizerische Botschaft in Colombo hat nun ihren Rasen in einen Gemüsegarten umgewandelt.
Publiziert: 02.08.2022 um 10:38 Uhr
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Bis vor kurzem war die Schweizer Botschaft von einer saftigen Rasenfläche umgeben.
Foto: TILL FORRER

Anlässlich des Schweizer Nationalfeiertages hat die Schweizer Botschaft in Colombo ihren neuen Gemüsegarten eröffnet.

Der Hintergrund ist wenig froh: Die Preise für Lebensmittel sind in den letzten Monaten rasant gestiegen, die Inflation liegt nach amtlichen Angaben inzwischen bei über 60 Prozent. Sri Lanka fehlt es an Geld, um lebenswichtige Güter wie Treibstoff, Medikamente und Gas zum Kochen zu importieren.

Deshalb hat die Regierung die Bevölkerung aufgerufen, selbst Gemüse anzupflanzen.
Mitarbeitende der sri-lankischen Verwaltung haben gar freitags frei, um sich um ihren Garten zu kümmern.

Auberginen statt grüner Rasen

Die Schweizerische Botschaft in Colombo hat deshalb beschlossen, die gesamte Rasenfläche der repräsentativen Botschaft in einen Gemüsegarten umzuwandeln. Das teilt die Botschaft Blick mit. Auf 360 Quadratmetern werden nun etwa Bohnen, Süsskartoffeln, Auberginen, Peperoni, Kohl, Ingwer, oder Chili angebaut.

Der Garten sei ein Zeichen der Solidarität mit dem sri-lankischen Volk und solle viele dazu anspornen, ähnliche Projekte zu starten, teilt die Botschaft mit, die vom Diplomaten Dominik Furgler (63) geleitet wird.

Furgler und seine Angestellten wollen das Gemüse jedoch gar nicht selbst verspeisen: «Die Mitarbeitenden der Schweizer Botschaft freuen sich darauf, den Ertrag ihres Gartens schon bald an besonders bedürftige Menschen zu verteilen», heisst es in der Mitteilung.

Kochgas organisiert

Dennoch sorgt sich die Botschaft auch um das Wohl ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So hat die Schweizer Vertretung über «offizielle Wege» auch Kochgas für das Personal erworben. Zudem wird ihm Zeit zum Anstehen in Warteschlangen gewährt. Mit diesen Massnahmen konnte der Betrieb der Schweizer Vertretung im Ferienparadies bisher aufrechterhalten werden.

Nach monatelangen Massenprotesten war Präsident Gotabaya Rajapaksa (73) Mitte Juli nach Singapur geflohen, woraufhin das Parlament den sechsmaligen Premier Ranil Wickremesinghe (73) zu seinem Nachfolger bestimmte. Er gilt als Verbündeter von Rajapaksa. Für den ehemaligen Präsidenten sei es nicht der richtige Zeitpunkt zurückzukehren, sagte Wickremesinghe. Dies könne neue politische Spannungen entfachen.

Das Schweizer Aussendepartement (EDA) rät Schweizerinnen und Schweizer zur Zeit von touristischen und «anderen nicht dringenden Reisen» nach Sri Lanka ab. Es kommt regelmässig zu Demonstrationen und Unruhen. (sie)

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