Es kann nur eine geben? Nicht in Sigriswil im Berner Oberland. Dort gibt es ab jetzt zwei SVP-Ortsparteien. Die normale SVP, in der unter anderem alt Nationalrat Adrian Amstutz (66) politisiert, – und neu die «SVP Sigriswil 2020».
Grund für die Parteispaltung ist Madeleine Amstutz (41), Chefin der SVP-Fraktion im bernischen Grossen Rat. Madeleine Amstutz machte Anfang Juni Schlagzeilen, nachdem BLICK publik machte, dass sie in ihrem Amt als Gemeindepräsidentin von Sigriswil vor allem als «Spesenritterin» unterwegs war. Kritiker warfen ihr vor, sie habe zu viel Spesen bezogen und den Dienstweg nicht immer eingehalten. So habe sie Anlässe wie Lauberhorn-Abfahrt in Wengen auf die Spesenrechnung getan – obwohl sie eingeladen war. Zum Teil soll sie gar für die Teilnahme an Beerdigungen noch Spesen verlangt haben.
SVP wollte sie nicht mehr
Amstutz wies die Vorwürfe zurück und strebte die Wahl in den Gemeinderat an. Die bestehende SVP-Ortspartei setzte sie aber nicht auf ihre Wahlliste. Darauf gab es Spekulationen, dass Amstutz als wilde Kandidatin oder auf der Liste einer anderen Partei antreten könnte.
Nun geht Amstutz einen anderen Weg: Sie gründete mit Weggefährten die neue «SVP Sigriswil 2020», wie sie am Montag bekanntgab. Amstutz betonte, der Streit sei eine rein lokale Angelegenheit. Sie bleibe «durch und durch SVP» und wolle auf Kantonsebene weiter politisieren wie bisher. Im Übrigen bleibe sie auch Mitglied der alteingesessenen Sigriswiler SVP; das sei rechtlich möglich.
Da ist Amstutz aber etwas gar optimistisch. Wie Werner Salzmann (57), Ständerat und Präsident der SVP Bern, auf Anfrage sagt, sei der Name SVP geschützt – Amstutz' neue Ortspartei dürfe diesen nicht benutzen.
Böse Worte über die «alte» SVP waren an der Medienkonferenz nicht zu hören. Amstutz und der Präsident der neuen Ortspartei, Max Lang, betonten vielmehr, was aus ihrer Sicht die Vorteile der «SVP Sigriswil 2020» sind. Diese sei «frisch, authentisch, unverbraucht». Im Wahlkampf werde sie Werte wie Respekt und Ehrlichkeit hochhalten. Die neue Ortspartei zählt nach eigenen Angaben gut 50 Mitglieder.
(SDA/sf)