Nichts essen Schweizer zum Zmorge lieber als ein Brötchen mit Erdbeer- oder Aprikosenkonfi. Bei genauerem Blick der Inhaltsstoffe dürfte aber beim einen oder anderen die Lust aufs Zmorgeschnittli vergehen.
Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» testete 16 Konfitüren mit Schweizer Aprikosen und Erdbeeren auf Pestizidrückstände und wurde fündig. Nur ein Brotaufstrich war pestizidfrei, die anderen wiesen bis zu sechs verschiedene Pestizide auf, die aber nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Auch von Denner wurden Konfitüren getestet, woraufhin der Discounter reagierte.
Denner macht ernst
Und dabei ist Denner strenger, als es die gesetzlichen Vorgaben verlangen. Der Discounter will nämlich, dass Pestizidrückstände nur noch maximal ein Drittel des gesetzlichen Höchstgehaltes betragen dürfen. Zudem sollen strengere Vorschriften bei der Mischung von Pestiziden gelten.
Das stösst den Obstproduzenten sauer auf. Denn um die Denner-Vorgaben zu erfüllen, dürfen sie weniger Pestizide einsetzen, als gesetzlich erlaubt ist. Sie werfen Denner vor, aus reiner Verkaufsgier den Produzenten das Leben schwerer zu machen.
Obstbauer sind genervt
«Wir haben mit SwissGAP das europaweit beste Rückstandsmonitoring», sagt Thomas Wyssa, Gemüseproduzent und Vorstandsmitglied des Dachverbands VSGP gegenüber der «Bauernzeitung». Es sei bedauerlich, dass gewisse Detailhändler aus dem System aussteigen und selber festlegen wollten, was noch erlaubt sei, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Die Obstbaubranche ist in Aufruhr. In einem Brief haben sich vier Produzentenverbände gemeinsam mit dem Verein SwissGAP bei Denner beschwert. Darin heisst es unter anderem, dass die Anforderungen des Discounters in mehreren Punkten nicht umsetzbar seien. Zum Teil gefährdeten sie auch die Lebensmittelproduktion, da Ernteausfällen, Food Waste und Qualitätseinbussen drohen würden.
Denner beruft sich auf Kundenbedürfnis
Denner hat auf den Brief geantwortet. Die Reduktion von Pestizidrückständen in Lebensmittel sei ein steigendes Kundenbedürfnis, wie Sprecher Thomas Kaderli der Bauernzeitung erklärt. Dem wolle Denner mit seinem Vorgehen Rechnung tragen.
Ausserdem sei die Berichterstattung über die Pestizid-Konfi rufschädigend und ein Problem für den Discounter. Dies habe auch negative Auswirkungen auf die Verkaufszahlen, so Kaderli. Man sei aber offen für Gespräche mit den Produzenten.
Denner ist nicht der einzige Detailhändler, der weiter geht als die nationalen Vorgaben. Schon 2017 hatte Coop Schlagzeilen gemacht mit verschärften Anforderungen. Der Grossverteiler hatte damals beschlossen, statt der Liste der offiziell zugelassenen Pflanzenschutzmittel, diejenige mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zu verwenden. (hac)