Wegen neuer Nähe zum Nachrichtendienst?
Dem Bund laufen die Cyber-Spezialisten davon

Auf Anfang Jahr wird aus dem Nationalen Zentrum für Cyber-Sicherheit das Bundesamt für Cybersicherheit im Verteidigungsdepartement. Im Vorfeld kommt es zu einer Häufung von Kündigungen. Ein Grund könnte die Nähe des VBS zum Nachrichtendienst sein.
Publiziert: 07.12.2023 um 08:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2023 um 14:20 Uhr
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Auf Anfang Jahr wird aus dem Nationalen Zentrum für Cyber-Sicherheit das Bundesamt für Cybersicherheit im Verteidigungsdepartement.
Foto: Claudia Christen

Anfang 2024 ist es so weit: Das neue Bundesamt für Cybersicherheit nimmt seine Arbeit auf. Spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat das Thema auch in der Schweiz an Bedeutung zugenommen. Die Zahl der Hackerangriffe steigt weiter. Betroffen sind auch sensible Daten des Bundes.

Vor einem Jahr hat der Bundesrat entschieden, das neue Bundesamt für Cybersicherheit im Verteidigungsdepartement VBS anzusiedeln – und nicht im Finanzdepartement, wo bereits das Nationale Zentrum für Cybersicherheit NCSC beheimatet war.

20 Prozent der Angestellten haben gekündigt

Der Entscheid hat Folgen, wie SRF-Recherchen zeigen: Seit dem Bundesratsentscheid hätten 10 der 48 Angestellten beim NCSC ihre Stelle gekündigt. Darunter seien auch sechs hochkarätige Cybersecurity-Spezialisten, die in der Branche als Top-Shots mit langjähriger Erfahrung bezeichnet würden.

Gearbeitet hätten die sechs Personen bei einer Cyber-Schnell-Eingreifgruppe mit insgesamt neun Angestellten. Sie kämen zum Einsatz, wenn eine für die Schweiz überlebenswichtige Firma, Institution oder Regierungsstelle, eine sogenannte kritische Infrastruktur, Opfer eines Cyberangriffes wird.

Unterschiedliche Auffassung von Cybersicherheit

Der Grund für die Kündigungen solle der Wechsel ins VBS sein – mit der künftigen Nähe zum Nachrichtendienst. Es gehe um eine grundsätzlich unterschiedliche Auffassung von Cybersicherheit, wird Cybersecurity-Experte Martin Leuthold von der Stiftung Switch zitiert.

So habe der Nachrichtendienst im VBS ein Interesse daran, Sicherheitslücken im Netz offenzulassen und zu nutzen, um Informationen zu gewinnen: «Der Nachrichtendienst ist daran interessiert und das ist nachvollziehbar, mit möglichst wenig Aufwand und Hürden möglichst schnell an viele Informationen zu gelangen», so Leuthold.

Auf der anderen Seite stünden die Cyberspezialisten im heutigen NCSC, die Lücken schnell schliessen wollten. Die künftige Arbeit im VBS führe zu einem ethischen Konflikt bei gewissen Mitarbeitenden, so Leuthold: «Das dürfte einen Anteil haben, dass verschiedene operativ tätige Personen Konsequenzen gezogen haben.»

Vertrauen wieder neu aufbauen

Und weiter: Der Bund verliere mit den Abgängen langjährige Mitarbeitende mit einem grossen nationalen und internationalen Netzwerk, die das Vertrauen der «Community» genossen. Dieses Vertrauen wieder aufzubauen, müsse das Ziel des zukünftigen Bundesamts sein.

Florian Schütz, künftiger Chef des Bundesamtes für Cybersicherheit, scheint die Beweggründe für die Abgänge so nicht bestätigen zu wollen. Diese seien sehr individuell, erklärt er gegenüber SRF: «Immer wenn es organisatorische Wechsel gibt, ist das für viele auch die Zeit zu reflektieren, was sie in der Karriere gerne machen möchten.»

Positiv stimme Cyberspezialist Leuthold, dass immerhin die bisherige Führung des NCSC ins neue Bundesamt wechsle. Dieses habe die frei werdenden Stellen teilweise bereits wieder besetzen können. (dba)

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