Was in Zürich verboten ist, ist andernorts kein Problem
Hanfproduzenten klagen über Vorschriften-Wirrwarr

CBD-Tröpfchen sind beliebt, doch der Verkauf ist für die Hanfproduzenten in der Schweiz verzwickt. Die Politik müsse handeln, fordert die Branche.
Publiziert: 20.04.2023 um 18:49 Uhr
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Hanfproduzenten haben am Donnerstag am Zürcher Hauptbahnhof CBD-Stecklinge verteilt.
Foto: Samuel Müller
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Lea HartmannRedaktorin Politik

An den Bahnhöfen Zürich und Bern gab es am Donnerstag Cannabis to go: Zwei Schweizer Hanfunternehmen haben anlässlich des Welt-Hanftags über 10'000 legale Cannabispflänzchen an Pendlerinnen und Pendler verschenkt.

Das CBD-Gras hat vor einigen Jahren einen Boom erlebt. Es enthält nur ganz kleine Mengen des berauschenden Stoffs Tetrahydrocannabinol, kurz THC, und ist darum seit 2011 legal.

«Regulatorisches Wirrwarr»

Doch auf das High folgte der Kater. Produzenten klagen über ein «regulatorisches Wirrwarr», das das Geschäft mit legalem CBD ausbremse. «Wenn die Politik nicht bald die richtigen Weichen stellt, erstickt ein potenzieller Milliardenmarkt», sagt Philippe Wietlisbach (37), CEO des Berner Hanfunternehmens Herba di Berna.

Als Beispiel nennt Wietlisbach CBD-Öle, die einen beachtlichen Teil des legalen Cannabisumsatzes ausmachen. Rheumapatienten verwenden die Tröpfchen beispielsweise gegen Schmerzen und Entzündungen, andere, um besser ein- und durchzuschlafen. Die aktuelle Gesetzgebung sieht jedoch nicht vor, dass die Öle eingenommen werden, da sie nicht als Lebensmittel deklariert werden können. Und gilt es als Heilmittel, gibt es CBD nur auf Rezept.

Galaxus stoppt Verkauf

Stattdessen deklarieren Hersteller die Tröpfchen heute entweder als Chemikalie oder als Kosmetika. Während die Behörden in einigen Kantonen ein Auge zudrückten, gingen sie beispielsweise in Zürich oder Genf rigoros gegen solche Produkte vor, heisst es in der Branche.

Der Onlinehändler Galaxus mit Sitz in Zürich hat aus diesem Grund vor einigen Monaten den Verkauf von CBD-Ölen komplett eingestellt, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt.

«Die Schweiz sollte Vorreiter im Bereich legaler Hanfprodukte sein. Doch wegen veralteter Gesetze werden gewisse Produkte in einen Graumarkt gedrängt», ärgert sich Thomas Bär (40), Präsident der IG Hanf. Die grosse Nachfrage nach den teuren CBD-Ölen zeige, dass ein Bedürfnis da sei.

Parlament will vorwärtsmachen

Der Bund sowie die EU hingegen stellen sich auf den Standpunkt, es sei noch nicht hinreichend belegt, dass CBD-Öle gesundheitlich unbedenklich sind. Aus Sicherheitsgründen werden sie darum nicht als Lebensmittel zugelassen.

Die Branche hofft nun auf die Politik. Der Bundesrat hat wiederholt klargemacht, dass er keinen Handlungsbedarf sieht. Anders das Parlament. Es will die Cannabis-Regulierung grundsätzlich überdenken – nicht nur, was CBD-Produkte, sondern auch das heute illegale Cannabis betrifft.

Auch die Eidgenössische Sucht-Kommission hat sich Ende vergangenen Jahres in einem Positionspapier für eine Cannabis-Legalisierung ausgesprochen. Die Forderung: Erwachsene sollen legalen Zugang zu kontrollierten Cannabisprodukten erhalten.

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