Was hat der fatale Swissair-Absturz von 1970 damit zu tun?
Der geheime Bundesrats-Deal mit den Terroristen

Befand sich die Schweizer Diplomatie während Jahrzehnten am Gängelband palästinensischer Terroristen? Ein neues Buch enthüllt, dass der Bundesrat in den 70er-Jahren mit der PLO verhandelte, um das Land zu schützen – eingefädelt hat den Deal Jean Ziegler.
Publiziert: 20.01.2016 um 07:59 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:52 Uhr

Aussenminister Pierre Graber spielte im Herbst 1970 mit dem Feuer. Wäre sein Handeln damals bekannt geworden, hätten sie das Ende der Karriere des SP-Bundesrats bedeutet.

Pierre Graber (hier in einem Foto von 1977) verhandelte 1970 mit der PLO.
Foto: SI/Siegfried Kuhn

Im Geheimen hatte er Verhandlungen mit der damals als terroristisch eingestuften palästinensischen Befreiungsorganisation PLO aufgenommen. Das erachtete er als nötig, weil die PLO eine Swissair-Maschine, die von Zürich nach New York unterwegs war, entführt hatte.

Trümmerteile des Swissair-flugzeuges Coronado CV-990.
Foto: KEY

Die Terroristen lotsten das Flugzeug wie auch andere nach Jordanien. Den Kontakt zum PLO-Funktionär Farouk Kaddoumi eingefädelt hat der bis heute umtriebige Soziologe Jean Ziegler (82), damals ein junger SP-Nationalrat und Vertrauer seines Parteikollegen Graber. Das enthüllt heute die «NZZ».

Foto: (C) Lionel Flusin

Ziegler bestätigt der Zeitung den Sachverhalt. Die Gespräche mit dem PLO-Mann fanden in einem Genfer Hotelzimmer statt. Anwesend waren neben Bundesrat Graber der Chef des Nachrichtendiensts, der damalige Bundesanwalt und ein Vertreter der Genfer Justiz.

Nach mehrtägigen Verhandlungen soll per Handschlag eine Einigung erzielt worden sein. Die PLO versprach, die Schweiz von weiteren Terroranschlägen zu verschonen. Im Gegenzug soll der Bundesrat gemäss «NZZ» zugesichert haben, sich am UNO-Sitz in Genf für ihre Sache einzusetzen.

IMAGE-ERRORKaddoumi bestätigte dem Journalisten, der seine Erkenntnisse im morgen erscheinenden Buch «Schweizer Terrorjahre» detailliert darlegt, den Sachverhalt: «Beim Abschied habe ich zur Schweizer Delegation gesagt: Wenn es wieder ein Problem geben sollte, könnt ihr gerne nochmals mit mir Kontakt aufnehmen.»

Die Affäre war damit aber nicht erledigt. Die Palästinenser sollen in der Folge immer wieder neue Forderungen gestellt und dabei unterschwellig mit Anschlägen gedroht haben. So geriet die Schweizer Diplomatie immer stärker in die Defensive.

In neuem Licht erscheint durch die Enthüllungen der Absturz einer Swissair-Maschine im Februar 1970 in Würenlingen AG. 47 Menschen verloren bei einem Bombenanschlag ihr Leben.

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