«Es wird dann existenzbedrohend für den FC Thun», warnte Klubpräsident Andres Gerber (50) im Februar des vergangenen Jahres. Damals wurde bekannt, dass mehrere Fussballklubs Corona-Hilfsgelder aus dem Jahr 2021 zurückzahlen müssen. Vereinfacht gesagt haben sie aus zwei verschiedenen Hilfsprogrammen Geld bezogen – für dieselben Einbussen.
In einer Medienmitteilung war von «schätzungsweise rund vier Millionen Franken» die Rede, die Sportministerin Viola Amherd (61) zurückfordere. Jetzt ist klar: Es sind deutlich weniger. Nur noch 1,9 Millionen Franken sollen die Klubs der Schweizer Fussballliga zurückerstatten. «Die Vereine haben für das Jahr 2021 die coronabedingten Schäden nachweisen können», erklärt Wladimir Steimer, Mediensprecher des Bundesamts für Sport. So konnten etwa Einnahmeausfälle in den Nachwuchsabteilungen angerechnet werden, zum Beispiel wenn es keine Ausbildungsentschädigungen und weniger Ticketeinnahmen gab.
Einnahmen entgangen
«Dass während der Pandemie der Transfermarkt zusammengebrochen ist und den Klubs in dieser Zeit Einnahmen aus Transfers und der Nachwuchsförderung entgangen sind, ist bekannt», sagt Steimer. Die Transfers konnten nach der Pandemie auch nicht einfach nachgeholt werden: «Zwei Jahre sind im Fussballbusiness eine lange Zeit. Die Spieler sind an einem anderen Punkt in ihrer Karriere und haben möglicherweise weniger Wert.»
Für die Frage des entstandenen Schadens sei dies allerdings nicht relevant. Denn auch wenn der Transfer ein Jahr später nachgeholt wird und die Ausbildungsentschädigung bezahlt wurde, spielt das für die Covid-Hilfen keine Rolle: «Entschädigt wurden nur die Schäden, die während der Pandemie entstanden sind, unabhängig davon, ob sie später behoben wurden», sagt Steimer.
Er nennt ein vereinfachtes Beispiel: «Wenn ein Verein, der während der Pandemie sein Grümpelturnier nicht ausrichten konnte und für den Schaden entschädigt wurde, nach der Pandemie vielleicht doppelt so viel Einnahmen mit dem Grümpeli hatte, spielt dies keine Rolle.» Welche Klubs betroffen sind, verrät das Baspo nicht.
Bund verzichtet schon einmal
CH Media nannte im vergangenen Jahr unter anderem auch den FC Luzern und den FC Basel, die betroffen sein könnten. Dort gibt man sich wenig beunruhigt. Genaue Zahlen nennt niemand, doch es heisst, man habe sich vorbereiten und entsprechende Rückstellungen bilden können. Der FC Thun will sich momentan nicht äussern, da sich die für das Dossier verantwortliche Person in den Ferien befindet.
Das Problem ist nicht neu: Schon 2020 wurden rund sechs Millionen Franken doppelt bezogen. Damals zeigte sich Amherd nachgiebig und verzichtete auf das Geld. Nun sah der Bund aber keinen Spielraum mehr. Die Klubs hätten sensibilisiert sein sollen.
«Verhältnismässig geringe Summe»
Dennoch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Swiss Olympic – das dem Baspo die genauen Berechnungen für die Fussballklubs geliefert hat – nimmt die Rückforderung zur Kenntnis. Man werde die Forderung analysieren und die offenen Fragen bis Ende Februar klären. «Die Sachlage gestaltet sich komplex, aber wir sind zuversichtlich, dass alle Beteiligten gemeinsam eine gute Lösung im Sinn des Sports finden werden.» Gemessen am Gesamtbetrag von rund 500 Millionen Franken, der dem Schweizer Sport vom Bund während der Pandemiejahre zur Verfügung gestellt wurde, handele es sich um eine «verhältnismässig geringe Summe».
Nicht nur die Profiklubs müssen bezahlen: Von anderen Sportorganisationen und Vereinen, wie zum Beispiel Kletter- oder Tennishallen, verlangt der Bund insgesamt knapp drei Millionen Franken, weil die Subventionen nicht zweckmässig verwendet wurden.