Darum gehts
- Papst-Begräbnis mit hohen Sicherheitsvorkehrungen
- Zehntausende Polizisten aus ganz Italien werden Rom in den nächsten Tagen sichern
- Alt Bundesrat Samuel Schmid erinnert sich an den Friedensgruss zwischen Erzfeinden 2005
Noch ist US-Präsident Donald Trump (78) in Washington, doch das Ausnahme-Ereignis ist am Vatikan bereits zu sehen und zu hören. Helikopter ziehen ihre Runden, auf dem Petersplatz ist die Polizei mit deutlich mehr Fuss- und Reiterstreifen unterwegs als sonst. Zehntausende Polizisten aus ganz Italien werden in den nächsten Tagen Rom sichern, der Luftraum wird während des Papst-Requiems gesperrt.
Bislang ist der Vatikan von Terror-Anschlägen verschont geblieben. Doch immer wieder gab es Sicherheitslücken. Die bekannteste ist das Attentat auf Papst Johannes Paul II. 1981, das der polnische Pontifex überlebte. Erst 2023 kam es zu einer Panne, die weder der Schweizergarde noch der Vatikan-Gendarmerie hätte passieren dürfen: Ein geistig verwirrter Mann konnte ungehindert durch das St.-Anna-Tor in den Vatikan fahren und drang bis zum Belvedere-Hof des Apostolischen Palastes vor. Wäre das Fahrzeug mit Sprengstoff beladen gewesen, hätte dies zu einer schweren Katastrophe führen können.
Für die Terrorabwehr ist hauptsächlich der italienische Staat zuständig, doch auch der Vatikan arbeitet mit ausländischen Geheimdiensten zusammen. Um den Informationsfluss zu verbessern, trat die Vatikan-Gendarmerie 2008 Interpol bei. Ein Insider, der nicht genannt werden möchte, zu Blick: «Die tatsächliche Terrorgefahr dürfte beim Begräbnis geringer sein, weil das Sicherheitsdispositiv massiv erhöht wird. Trotzdem muss man sich auf alle Szenarien gefasst machen. Auch Trumps Bodyguards müssen sich an die strengen Vorgaben der Gendarmerie und der Schweizergarde halten.»
Alt Bundesrat Samuel Schmid erinnert sich
Die Beerdigung von Papst Franziskus ist am ehesten mit jener von Johannes Paul II. im Jahr 2005 zu vergleichen. Da Benedikt XVI. zurückgetreten war und 2022 als «Papa emeritus» starb, fiel sein Begräbnis deutlich kleiner aus. Was nun anders ist: Franziskus' letzte Reise führt nicht in die Krypta des Petersdoms, sondern in die Kirche Santa Maria Maggiore, die er bei der Ernennung zum Kardinal zugesprochen erhielt und die in der Nähe des Bahnhofes Termini liegt.
2005 vertrat der damalige Bundespräsident Samuel Schmid (78) die Schweiz. Im Gespräch mit Blick erinnert sich Schmid an die Terrorgefahr, die nach den islamistisch motivierten Anschlägen vom 11. September 2001 zum Greifen nah war. Auch waren damals die Rivalitäten zwischen der italienischen Gendarmerie und der Schweizergarde ausgeprägter als heute. «Die Schweizergarde erhielt von den Italienern nicht immer alle Angaben. Ich habe mich damals dafür eingesetzt, dass der Informationsfluss reibungslos funktioniert.»
Wenn Erzfeinde sich den Friedensgruss geben
Auch an die Messe hat Schmid eine besondere Erinnerung: «Ich sass direkt neben dem israelischen Präsidenten Moshe Katsav und dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Zum Friedensgruss gibt man sich die Hand. Es wurden allseits die Hände gereicht. Die beiden zögerten zuerst – und ich forderte mit einer Geste zum Gruss auf, was sie in der Folge auch taten.»
Die Medien berichteten anschliessend über den Friedensgruss der Erzfeinde. «Es war eine schöne Geste, die aber leider keine politischen Folgen hatte», erinnert sich Schmid. «Trotzdem ist es interessant, dass ein religiöses Ritual so stark sein kann, dass sich auch Erzfeinde die Hand geben, die das sonst nie tun.»
Führen Trump und Selenski Gespräche?
Abdankungen, wo Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zusammen kommen, sind zugleich eine Möglichkeit, am Rande Gespräche zu führen. Weltweit gibt es aktuell über 120 Konflikte. Könnte das Papst-Begräbnis ein Moment sein, um einen Durchbruch bei zähen Friedensverhandlungen zu erreichen? Alt Bundesrat Schmid ist skeptisch: «Wir leben in einer Zeit, wo der alte Satz gilt: Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor. Ob uns das passt oder nicht: An dieser alten Wahrheit kommen wir aktuell nicht vorbei.»
Trotzdem könne es gut sein, dass Donald Trump (78) seinen Europa-Trip dafür nutzt, mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt Gespräche zu führen – etwa mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47), der ebenfalls anreisen wird. Oder mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (48), die am Gründonnerstag noch in Washington war – und mit der Trump den Zoll-Zickzackkurs weiter verhandeln wollte.