Die Katholische Kirche verliert weiterhin tausende Mitglieder. Generell verblieben die Austrittszahlen auf einem sehr hohen Niveau, wie das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) mit Sitz in St. Gallen am Freitag mitteilte. 34'182 Personen sind im vergangenen Jahr in der Schweiz aus der katholischen Kirche ausgetreten, so viele wie noch nie in einem Jahr. 2020 waren 31'410 Austritte verzeichnet worden, im Jahr zuvor 31'772.
Praktisch keine Austritte wurden in den Kantonen Neuenburg, Genf, Wallis und Waadt registriert. Dies hat den Angaben zufolge technische Gründe: In den vier Kantonen gibt es keine mit der Kirchensteuerpflicht verbundene Mitgliederstruktur, aus der man austreten könnte.
Rechne man diese vier Kantone heraus, hätten im landesweiten Durchschnitt 1,5 von 100 Mitgliedern die Kirche verlassen, hiess es. Damit sei der Wert ähnlich wie in den umliegenden Ländern. In Deutschland liege die Austrittsquote bei 1,6 Prozent, in Österreich wie in der Schweiz bei 1,5 Prozent.
Am meisten Austritte in Basel
Den anteilsmässig grössten Mitgliederverlust für die katholische Kirche gab es demnach im Kanton Basel-Stadt, wo 3,6 von 100 Kirchenmitgliedern ihren Austritt erklärten. Deutlich überdurchschnittlich waren die Austrittsquoten mit je 2,4 Prozent auch in den Kantonen Aargau und Solothurn.
Ende 2021 hatte die katholische Kirche in der Schweiz gemäss SPI ungefähr 2,96 Millionen Mitglieder und war damit nach wie vor die grösste Landeskirche. Mit der hohen Zahl an Austritten steht die katholische Kirche laut der Erhebung nicht alleine da. Aus der evangelisch-reformierten Kirche traten im Jahr 2021 28?540 Personen aus. Das sind mehr als im Jahr 2020, als 27'040 Austritte registriert worden waren.
Unzufrieden mit Haltung der katholischen Kirche
Die Kirchenstatistik des SPI basiert zum einen auf eigenen Erhebungen in den Pfarreien, zum anderen auf Daten von Dritten, namentlich des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Besonders häufig träten Katholikinnen und Katholiken aus der Kirche aus, weil sie mit deren öffentlichen Stellungnahmen nicht einverstanden seien, erklärte das SPI. In einer Befragung des BFS von 2019 hätten 36,8 Prozent der Befragten dies als entscheidenden Austrittsgrund genannt.
Vermutlich dürften hier insbesondere Themen wie die Stellung von Frauen in der Kirche, der Umgang mit Schwulen und Lesben oder jener mit Wiederverheirateten eine wichtige Rolle spielen, erläuterte das Institut.
Etwas anders präsentiert sich das Bild bei den Reformierten: Hier sagten 21 Prozent, sie hätten nie einen Glauben gehabt. Erst an zweiter Stelle folgte mit 19,7 Prozent die Kritik an öffentlichen Stellungnahmen der Religionsgemeinschaft als Austrittsgrund. (SDA)