Im August erschütterte ein Skandal das Uno-Hilfswerk für die palästinensischen Flüchtlinge (UNRWA): Dem Schweizer Chef des Hilfswerks, Pierre Krähenbühl (53), und anderen UNRWA-Managern wurde Vetternwirtschaft, Diskriminierung und Amtsmissbrauch vorgeworfen.
Der Genfer Krähenbühl soll seiner Geliebten einen Job bei der UNRWA verschafft haben, um auf Kosten des Hilfswerks mit ihr herumzujetten – Business Class, versteht sich.
Die Rede ist von «Management-Problemen»
Nun zieht er vorläufig die Konsequenz und legt sein Amt nieder. Die interne Untersuchung der Uno, die Generalsekretär António Guterres (70) veranlasst hatte, habe zwar weder Betrug noch Unterschlagung von Hilfsgeldern ergeben. Erste Ergebnissen liessen jedoch auf «Managementprobleme» schliessen, «die angegangen werden müssen», so Guterres' Büro.
Während des vorläufigen Rückzugs von Krähenbühl würden offene Fragen weiter geklärt, um «geeignete Massnahmen» einleiten zu können. Nach Bekanntwerden erster Vorwürfe im Sommer hatte der Uno-Generalsekretär betont, dass er die Arbeit der UNRWA für die palästinensischen Flüchtlinge als unverzichtbar ansehe und zugleich alle Uno-Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen, das Programm weiter zu unterstützen.
Schweizer Steuergelder gingen an Geliebte
Die UNRWA rutschte in eine finanzielle Krise, nachdem die USA im vergangenen Jahr entschieden hatten, ihre Zahlungen massiv zu kürzen. 2018 hatten die USA nur 60 Millionen Dollar gezahlt. Im Jahr zuvor waren es noch 360 Millionen Dollar gewesen. Deutschland war 2018 als einzelnes Land der grösste Geldgeber mit rund 177 Millionen Euro.
Die Schweiz hatte die Gelder im Sommer vorsorglich eingefroren. Aus gutem Grund: Die Schweizer Gelder flossen nämlich nicht bloss in die Unterstützung der Flüchtlinge. Auf Nachfrage von BLICK räumte das Aussendepartement EDA damals ein: In den letzten vier Jahren finanzierten die Schweizer Steuerzahler den Lohn der Geliebten des umstrittenen Chefs: «Die Position wurde zwischen 2015 und 2018 aus Schweizer Mitteln finanziert», so das EDA wörtlich.
Eigentlich geht es um Schulen und Gesundheit
Die Vereinten Nationen hatten die UNRWA 1949 gegründet, um palästinensischen Flüchtlingen zu helfen. Mittlerweile unterstützt dieses mehr als 5,5 Millionen Palästinenser – Menschen, die 1948 flüchteten oder von Israel vertrieben wurden, sowie ihre Nachkommen. Das UNRWA ist unter anderem in Jordanien, im Libanon und in den Palästinensergebieten tätig und führt vor allem Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
EDA hält Beiträge zurück
Das Schweizer Aussendepartement EDA teilte am Mittwochabend mit, es nehme von Krähenbühls Kündigung Kenntnis und fordere «eine umfassende Aufklärung der Vorfälle». Bis zum Ergebnis der Untersuchung halte die Schweiz die Zahlung von Projektbeiträgen zurück. (sf/SDA)