Eigentlich ist es die Aufgabe des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), für über fünf Millionen Flüchtlinge die Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe zu sichern sowie ihre Bildung zu ermöglichen. Das UNRWA-Budget beträgt mehrere hundert Millionen Franken. Hinzu kommen Projektbeiträge, die sich nochmals auf hunderte Millionen summieren.
Jetzt steht die Führung der teuren UNRWA massiv in der Kritik. Dem Schweizer Chef des Uno-Palästinenser-Hilfswerks, Pierre Krähenbühl (53), und anderen UNRWA-Managern wird Vetternwirtschaft, Diskriminierung und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Der Genfer Krähenbühl soll seiner Geliebten einen Job bei der UNRWA verschafft haben, um auf Kosten des Hilfswerks mit ihr herumzujetten – Business Class, versteht sich.
Die Schweiz hat die Gelder an die UNRWA vorsorglich eingefroren. Der Jahresbeitrag 2019 an das Hilfswerk ist zwar schon überwiesen, aber Projektgelder sind sistiert. Jetzt zeigt sich: Die Schweizer Steuergelder flossen in der Vergangenheit nicht bloss in die Unterstützung der Flüchtlinge. Auf Nachfrage von BLICK räumt das Aussendepartement (EDA) ein: In den letzten vier Jahren finanzierten die Schweizer Steuerzahler den Lohn der Geliebten des umstrittenen Chefs: «Die Position wurde zwischen 2015 und 2018 aus Schweizer Mitteln finanziert», so das EDA wörtlich.
Den Job der angeblichen Geliebten bezahlt
Die Schweizer Steuerzahler berappten somit den Lohn der Frau, die laut einem internen UNRWA-Report die Geliebte Krähenbühls sein soll. So konnte sie mit dem Ehemann und dreifachen Familienvater auf Reisen gehen. Zusätzlich zu seinem Lohn habe dieser für die Aussentermine dann noch Taggelder erhalten, heisst es im Bericht weiter, der an UN-Generalsekretär António Guterres (70) weitergeleitet wurde.
BLICK konfrontierte Krähenbühl und die Frau am Freitagvormittag mit den Vorwürfen – ohne Erfolg. Der katarische Nachrichtensender Al Jazeera, der zuerst über die Vorwürfe gegen die UNRWA-Manager berichtet hatte, zitiert Krähenbühl: «Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen, und der UNRWA wurden keine Ergebnisse mitgeteilt.» Und: Alles, was jetzt im Umlauf ist, seien Vorwürfe und keine Erkenntnisse. Das Hilfswerk könne sich nicht zu einer laufenden Untersuchung äussern.
Auch Stellvertreterin soll Job vergeben haben
Neben Krähenbühl, einst die rechte Hand des Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger (74), sollen auch andere Manager des Hilfswerks ihre Macht missbraucht haben. Beispielsweise soll auch Krähenbühls frühere Stellvertreterin Sandra Mitchell ihrem Mann eine gut bezahlte Stelle verschafft haben. Ein weiterer hoher Beamter, der ebenfalls nicht mehr bei der UNRWA beschäftigt ist, wird im Bericht gar als «Gangster» bezeichnet.
EDA-Vorsteher Ignazio Cassis (58) hatte sich bereits letzten Frühling extrem kritisch zur UNRWA geäussert. Diese sei «nicht Teil der Lösung, sondern des Palästinenser-Problems», so der Aussenminister damals.