Bei der Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge gilt ab heute ein strengeres Regime. Die Geflüchteten kommen nicht mehr in jedem Fall in ihrem Wunsch-Kanton unter, sondern werden konsequenter auf alle Regionen der Schweiz verteilt.
Der Bund will damit das Ungleichgewicht zwischen den Kantonen ausgleichen, das sich in den letzten Wochen ergeben hat. Viele Flüchtlinge wollen in einer Stadt leben – besonders beliebt ist Zürich.
St. Gallen erhält mehr Flüchtlinge zugeteilt
Verhältnismässig wenig Flüchtlinge sind bisher in den Kantonen St. Gallen, Genf und Aargau untergekommen. Das geht aus Zahlen hervor, die der «Tages-Anzeiger» von den Kantonen gesammelt hat. Der Zeitung liegen die Daten von 21 Kantonen vor – Freiburg, Jura, Schwyz, Tessin und Waadt haben keine Zahlen geliefert. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) wollte die Zahlen zur Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Kantone bisher nicht publik machen.
Mit Abstand am grössten ist die Abweichung zwischen Ist und Soll in St. Gallen: Der Kanton hat bis am 21. April 1069 Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen, was gut 0,2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Über doppelt so viel sollten es gemäss Verteilschlüssel des Bundes sein.
Basel und Bern werden entlastet
Der Nachbarkanton Appenzell Ausserrhoden hingegen hat bisher im Verhältnis zur Bevölkerung am meisten Flüchtlinge aufgenommen. Die 446 Ukrainerinnen und Ukrainer machen 0,8 Prozent der Bevölkerung aus. Gemäss Verteilschlüssel wären Ausserrhoden bisher nur knapp 280 Flüchtlinge zugewiesen worden. Die Abweichung ist laut «Tages-Anzeiger» unter anderem auf die Eigeninitiative einiger Bewohner des Halbkantons zurückzuführen.
Noch mehr Ukrainerinnen und Ukrainer als laut Verteilschlüssel vorgesehen sind in Bern und Basel-Stadt untergebracht. In Bern waren es am 21. April 5502 (0,5 Prozent der Bevölkerung), in Basel-Stadt 1179 (0,6 Prozent). Ebenfalls deutlich im Plus ist Baselland.
Während der Bund versucht, diesen Kantonen nun möglichst wenig neue Flüchtlinge zuzuweisen, müssen sich St. Gallen, Genf und Aargau demgegenüber auf mehr Zuteilungen vorbereiten. Das betrifft Flüchtlinge, die in Gruppenunterkünften untergebracht werden, ebenso wie die Zuteilung auf Gastfamilien.
Zwei Drittel Frauen
Der bevölkerungsreichste Kanton Zürich hat bisher mit 7000 Flüchtlingen am meisten Personen aufgenommen, jedoch etwas weniger als der Verteilschlüssel vorsieht. Die Zahl der Flüchtlinge entspricht 0,45 Prozent der Bevölkerung.
Bei den geflüchteten Menschen handelt es sich zum grossen Teil um Frauen und Kinder. Gut zwei Drittel Flüchtlinge sind weiblich und über 40 Prozent unter 25 Jahre alt, wie aus Zahlen des Bundes hervorgeht. (lha)