Grengiols Solar soll der grösste Solarpark der Alpen werden – Strom für 40'000 Haushalte. Es ist ein Paradebeispiel für den Solarexpress, den das Parlament angetrieben von der Energiekrise und drohender Strommangellage durchgeboxt hat. Anfang Juni nahm dann auch die Stimmbevölkerung das Stromgesetz an, das den Ausbau von Wasser-, Solar- und Windstrom weiter beschleunigen soll.
Doch nun der Rückschlag: Mit ihrer Einsprache gegen Grengiols Solar verzögern die Umweltverbände Pro Natura, die Stiftung Landschaftsschutz und Mountain Wilderness das wichtigste Projekt zum Ausbau alpiner Solaranlagen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Zwar wurde das Projekt bereits stark verkleinert, mit einer Produktion von rund 150 Gigawatt ist es aber nach wie vor eindrücklich.
«Eingriff in die Landschaft ist massiv»
Raimund Rodewald (64) von der Stiftung Landschaftsschutz hat die Einsprache mitunterzeichnet. Das vom ehemaligen SP-Präsidenten Peter Bodenmann (72) lancierte Projekt bezeichnet er als «Schnellschuss, der ganze Solarexpress ist unausgegoren und das Eiltempo geht auf Kosten der Natur». Besonders stossend sei, dass das Projekt im Perimeter des Landschaftsparks Binntal VS geplant sei. «Der Eingriff in die Landschaft ist massiv», wird Rodewald zitiert. Ralph Manz von Pro Natura Oberwallis spricht vom «Vogel-Hotspot im Wallis», der gefährdet wäre.
Absehbar sei, dass die Umweltverbände das Verfahren bis vor Bundesgericht durchfechten und einen Grundsatzentscheid verlangen werden, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter. Seit Annahme des Stromgesetzes würden beim Neubau von Kraftwerken zwar nationale Interessen wie eine sichere Stromversorgung höher gewichtet als der Naturschutz. Dennoch fordern die Verbände eine Güterabwägung durch ein Gericht.
Man habe Einsprachen erwartet, wird Gemeindepräsident von Grengiols Armin Zeiter zitiert. Doch man hoffe auf einen schnellen Entscheid der zuständigen Stellen und Gerichte: «Klimaschutz ist auch Umweltschutz.» Welche Folgen der Klimawandel für das Oberwallis habe, habe das vergangene Wochenende gezeigt.
Bund prüft Fristverlängerung bei Finanzierung
Der Bund finanziert alpine Solarkraftwerke mit einer Anschubfinanzierung von bis zu 60 Prozent. Dafür müssen aber mindestens 10 Prozent der Anlage bis Ende 2025 gebaut sein und Strom ins Netz speisen. Das werde nicht nur in Grengiols schwierig. Hinter den Kulissen werde daher um eine Verlängerung der Finanzierung gerungen. Weil das Parlament dies bisher nicht ins Gesetz schreiben wollte, prüft man nun eine Lösung auf Verordnungsstufe, heisse es beim Bundesamt für Energie.
Eine Anschlusslösung zur Finanzierung von Projekten nach 2025 sei auch für den Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen «zwingend», wird ein Sprecher zitiert: «Fehlende Planbarkeit ist für die Realisierung solcher Projekte Gift.» Die Verordnungen zum Stromgesetz böten nun die Gelegenheit, Klarheit über das künftige Förderregime alpiner Solaranlagen zu schaffen.
Für Mitinitiant Bodenmann sind die Einsprachen keine Überraschung, wie er gegenüber CH Media erklärt. Sorgen mache er sich dennoch keine: «Mit jeder Verzögerung wird die Solarenergie besser. Die Zeit spielt dramatisch zugunsten dieser Energieform.»