Eigene Plakate, separate Medienkonferenzen, unterschiedliche Argumente. Den Naturschützerinnen und Naturschützern, die gegen das Stromgesetz kämpfen, ist es wichtig, sich klar von der SVP abzugrenzen. Zwar haben sie für einmal dasselbe Ziel: ein Nein am Abstimmungssonntag vom 9. Juni. Doch die Motive dafür sind zu unterschiedlich, als dass man mit den Gegnern von rechts gemeinsame Sache machen will.
Hinter den Kulissen sieht die Sache allerdings anders aus. Natur- und Tierschützerin Vera Weber (49), Präsidentin der Fondation Franz Weber, hat sich ausgerechnet bei der SVP-Hausagentur Goal Unterstützung für den Abstimmungskampf geholt. Die Zürcher Werbeagentur, die mit den umstrittenen Schäfchen-Plakaten für die Ausschaffungs-Initiative berühmt-berüchtigt geworden ist.
Auch für AfD gearbeitet
Längst macht Goal nicht mehr nur für die SVP sowie andere bürgerlichen Parteien und Verbände in der Schweiz Kampagnen, sondern war auch schon für die rechtspopulistische bis rechtsextreme AfD in Deutschland tätig. Inhaber der Goal AG ist Alexander Segert, Präsident ad interim der SVP Andelfingen ZH.
Vera Weber bestätigt auf Anfrage von Blick, Goal AG für einen Teil der Kampagne engagiert zu haben. Die Agentur kümmere sich um die Webseite. «Wir sind ein sehr kleines Team und können nicht alles selber stemmen», sagt sie. Die Kampagnensujets habe aber nicht Goal, sondern ein befreundeter Grafiker gestaltet.
Naturschützerin gibt sich ahnungslos
Weber behauptet, ihr sei nicht bewusst gewesen, mit wem sie da zusammenspannt. Sie habe eine Agentur gebraucht – und jene, mit denen sie sonst arbeite, hätten abgesagt, weil sie schon für die Befürworter des Stromgesetzes tätig seien. «Goal ist einfach eine Agentur, die effizient arbeitet.» Diese zu engagieren, könnte sich für Weber jedoch als Eigengoal entpuppen.
Nicht alle Gönnerinnen und Gönner der Fondation Franz Weber dürften es so pragmatisch sehen, dass ein Teil ihrer Spendengelder bei einer SVP- und AfD-nahen Firma landet. Eine Agentur, die beispielsweise auch für die Gegner der Pestizid-Initiativen oder der Konzernverantwortungs-Initiative Plakate entworfen hatte – zwei Vorlagen, bei denen sich die Umwelt-Stiftung für ein Ja starkgemacht hatte.
Gespaltenes Öko-Lager
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Während also im Abstimmungskampf zum Stromgesetz aus Gegnern plötzlich Verbündete werden, sind umgekehrt einstige Verbündete nun die Gegner. So ist Vera Webers Stiftung eine von wenigen Umweltorganisationen, die sich gegen das Stromgesetz stellen. Die meisten Organisationen, darunter die grossen wie WWF oder Pro Natura, setzen sich für ein Ja ein.
Mit dem Stromgesetz soll die Produktion erneuerbarer Energie massiv angekurbelt werden. Vera Weber und ihre Verbündeten kritisierten an einer Medienkonferenz am Dienstag, dass für die Stromversorgung die Natur geopfert werde und das Gesetz zudem verfassungswidrig sei. Auch Organisationen wie der WWF sind mit dem Gesetz nicht vollends zufrieden. Sie stellen sich aber auf den Standpunkt, dass es ein «Meilenstein» sei, um weg von Atom- und fossiler Energie zu kommen.