Rüffel trotz Cassis-Handshake
Russland verlangt von Schweiz «Rückkehr zur Neutralität»

Das Handshake-Foto zwischen Ignazio Cassis und Sergej Lawrow sorgte für Negativ-Schlagzeilen. Doch trotz des russischen Propaganda-Coups rüffelte Russland die Schweiz nach dem Uno-Treffen.
Publiziert: 22.09.2022 um 15:21 Uhr
|
Aktualisiert: 22.09.2022 um 16:32 Uhr
1/4
Dieses Foto twitterte Lawrow vom Treffen mit Cassis.
Foto: MFA Russia (Twitter)

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat die Schweiz bei einem Treffen mit Bundespräsident Ignazio Cassis in New York aufgefordert, wieder zu ihrer «Neutralitätspolitik» zurückzukehren. Das schrieb das russische Aussenministerium auf Twitter.

Diese Neutralität habe der Schweiz in früheren Jahren Anerkennung auf internationaler Ebene verschafft, hiess es auf dem offiziellen Kanal am frühen Donnerstagmorgen. Cassis hatte nach dem Treffen gesagt, er habe Lawrow aufgefordert, von den sogenannten Referenden in den besetzten Gebieten der Ukraine Abstand zu nehmen. Und er habe seiner tiefen Besorgnis über die Drohung mit Atomwaffen Ausdruck gegeben.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Handshake sorgt für Kritik

Bereits zuvor hatte das russische Aussenministerium auf Twitter ein Bild von Lawrow mit Cassis beim Handshake veröffentlicht, das in der Schweiz und auf sozialen Medien auf Kritik gestossen war. Es sei zwar richtig und wichtig, dass die Schweiz weiterhin mit Russland im Gespräch bleibe, sagte zum Beispiel der Zürcher SP-Nationalrat Fabio Molina gegenüber Blick TV.

Schweizer Politik reagiert auf Cassis-Lawrow-Bild
3:12
Meinungen gehen auseinander:Schweizer Politik reagiert auf Cassis-Lawrow-Bild

Aber die Macht der Bilder sei in einem solchen Propagandakrieg extrem wichtig. Deshalb sei es sehr ungeschickt, dass sich der Bundespräsident hier habe einspannen lassen mit einem «lächelnden Foto». «Es gibt Treffen, da macht man ein Foto, und es gibt Treffen, wo man kein Foto macht», sagte Molina.

Auch Mitte-Fraktionschef Matthias Bregy (VS) reagierte gegenüber Blick.ch verärgert. Es sei für ihn «unverständlich, dass man sich mit einem gemeinsamen Bild von der russischen Propagandamaschinerie missbrauchen lässt».

FDP-Chef Thierry Burkart sagte, wenn man die Guten Dienste anbieten wolle, dann müsse man mit Lawrow sprechen und dann gehöre ein Handshake dazu. Aber «ein Foto davon ist unglücklich, lässt sich aber manchmal nicht verhindern», sagte er gegenüber Blick.ch.

Couchepin unterstützt Cassis

Unterstützung erhielt Cassis von alt Bundesrat und Parteikollege Pascal Couchepin. Die Kritik sei «lächerlich», sagte Couchepin gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) online am Donnerstag. Ein solches Begrüssungsfoto gehöre einfach dazu, das könne man nicht verhindern. Und dass Cassis dabei lächle, sei normal. Viel wichtiger sei, dass Cassis beim Treffen Klartext gesprochen und die Scheinreferenden in den besetzten ukrainischen Gebiete kritisiert habe.

Bilder vom händeschüttelnden Lawrow publizierte das russische Aussenministerium auf Twitter auch mit dem Präsidenten der Uno-Generalversammlung, Csaba Körösi, dem venezolanischen Aussenminister Carlos Trotosa, dem Präsidenten Zentralafrikas, Faustin-Archange Touadera, dem ägyptischen Aussenminister Sameh Shukri und dem chinesischen Aussenminister Wang Yi und IKRK-Präsident Peter Maurer. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?