Zwei Wochen hat die Finanzmarktaufsicht Finma zum Credit-Suisse-Übernahme geschwiegen, die traditionelle Jahresmedienkonferenz gar abgesagt. Am Mittwoch war es so weit: Marlene Amstad (55), die Präsidentin des Verwaltungsrats der Finma und Direktor Urban Angehrn (58) traten vor die Medien und erklärten das Vorgehen am 19. März 2023, dem Tag, als die UBS die Credit Suisse schluckte.
Einen Tag, den «ich wohl nie vergessen werde», sagt Direktor Angehrn. Im prunken Bernerhof – dem Sitz des Finanzdepartements von Bundesrätin Karin Keller-Sutter (59) – lagen vier Szenarien seien da auf dem Tisch gelegen: Sanierung, Verstaatlichung, Fusion oder Konkurs der Credit Suisse. Alle seien mit Risiken verbunden gewesen. «Alle Beteiligten kamen zum gleichen Schluss: In unserer Situation ist die Übernahme der beste Fall.» Die Fusion schaffe am meisten Vertrauen in die Finanzmärkte. Konkurs und Sanierung nach «too big to fail»-Regeln hätten einen Domino-Effekt auslösen können, befürchteten die Experten. Ein Flächenbrand und eine globale Finanzkrise hätten gedroht.
Dass es überhaupt so weit kam, geht weit zurück. Kritisch wurde es erstmals im Oktober 2022. «Die Credit Suisse erlebte einen Bankrun.» 138 Milliarden Franken seien zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres abgeflossen. Nur dank zusätzlichen Liquiditätsreserven hätte die Bank diesen Bankrun überstanden. Mitte März passiert dasselbe: Innerhalb von vier Tagen sei gleich viel Geld abgeflossen, wie im Oktober. Spätestens da war den Experten der Finma klar, dass die Credit Suisse nicht mehr zu retten ist. Die Rettungsaktion sei nicht aus dem Ausland orchestriert worden, wie das in internationalen Medien stand: «Es kamen keine Anweisungen aus den USA, die CS zu retten», sagt Direktor Angehrn. «Es brauchte auch keinen Druck aus dem Ausland. Wir mussten das Richtige tun für die Schweiz, das war auch das Richtige für die USA.»
«Da stehen wir aber am Anfang.»
Kritik an der «too big to fail»-Regelung gibts bei der Finma-Veranstaltung kaum zu hören. Einzelne Elemente davon seien auch zur Anwendung gekommen, betont Amstad, zum Beispiel die höheren Liquiditätsvorschriften. Auch der zweite Teil, die Abwicklung, der «Too big to fail»-Regeln sei auf dem Tisch gelegen, sagt Marlene Amstad. «Es gab aber bessere Lösungen.» Man müsse jedoch versuchen, auch «Vertrauenskrisen» in künftige «Too big to fail»-Regeln einzubauen. «Da stehen wir aber am Anfang.»
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Mit der UBS entsteht jetzt eine Mega-Bank. Die Finma zieht sich nach der Fusion aus der Verantwortung. «Die Strategie ist Sache der UBS», sagt Amstad. Da die Investment-Bank nur einen Viertel des UBS-Geschäfts ausmache und das kritische CS-Geschäft rasch abgewickelt werde, sollte das Risiko aber überschaubar sein. Zudem würden für die UBS und die anderen systemrelevanten Banken in der Schweiz die Liquiditätsanforderungen ab dem 1. Januar 2024 steigen. Die Finma werde ihre Aufsichtspflicht bei der UBS intensiv wahrnehmen, erklärte Angehrn.
Gleichzeitig platziert die Finma Forderungen an die Politik. Sie wünscht sich eine Bussenkompetenz und genauer definierte Verantwortlichkeiten auf Bank-Chefetagen. (bro/sie)