Nänikon will weg. Weg von Uster ZH, hin nach Greifensee ZH. Mit einer Volksinitiative will ein Komitee erreichen, dass die Grenzen zwischen den Gemeinden neu gezogen werden. Bislang gehört der Weiler Nänikon zu Uster. Geht es nach Martin Bornhauser (73), sollen sie Teil von Greifensee werden.
«Nänikon und Greifensee sind zusammengewachsen, Vereine arbeiten sehr eng zusammen, und wir haben viele Gemeinsamkeiten», sagt Bornhauser, der für das Initiativkomitee spricht. «Hingegen trennt ein Naherholungsgebiet Nänikon und Uster.» Der Streit um einen Gemeinde-Wechsel schwelt schon länger – begonnen hat er mit der Oberstufe der Schule. Die gehörte schon vorher zu Nänikon und Greifensee. Weil das Gemeindegesetz geändert wurde, war das nicht mehr erlaubt. Die Schule wurde aufgeteilt.
Tieferer Steuersatz
Es folgte eine erste Initiative, die den Zusammenschluss der Ortsteile prüfen sollte. «Das Resultat war unglaublich», sagt Bornhauser. Über 90 Prozent aus Greifensee und Nänikon hatten sich jeweils dafür ausgesprochen. «Ich fühle mich diesem Entscheid verpflichtet.»
Finanzielle Gründe habe der Wechselwunsch nicht. «Wird die Initiative angenommen, muss die Gemeinde aufzuzeigen, was die finanziellen Folgen wären.» Doch klar ist auch: Greifensee hat den tieferen Steuersatz als Uster – die Näniker würden finanziell von einem Wechsel profitieren.
Bornhauser hat eine spezielle Rolle. Bis vor neun Jahren war er der Stadtpräsident von Uster. Ein schlechtes Gewissen, dass er seinen alten Arbeitgeber verkleinern will, hat er nicht. «Wenn der Ort, an dem ich seit 50 Jahren wohne, einen solchen Wunsch hat, kann ich nicht einfach wegschauen.» Schon als Stadtpräsident habe er versucht, die verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bekommen. «Das hat nie funktioniert.» Trotzdem sorgt er sich auch um Uster. «Ich fürchte mich, dass nun polemische Diskussionen gestartet werden.»
Gefragte Arbeitsplätze
Uster zeigt sich wenig begeistert. Gemeindepräsidentin Barbara Thalmann (57) befürchtet finanzielle Nachteile, schreibt der «Anzeiger von Uster». «Das Komitee spricht von einer Win-win-Situation, aber wir sind skeptisch, ob die Stadt Uster tatsächlich etwas gewinnt. Wir sehen beispielsweise in Nänikon enormes Entwicklungspotenzial, auch was Arbeitsplätze anbelangt.»
Und aus der Politik kommt ein weiterer Vorschlag. Mit einem Vorstoss wollen FDP, EVP, Mitte, BPU, GLP, Grüne und SP, dass der Stadtrat von Uster eine Fusion mit Greifensee prüft. So soll der «Variantenfächer» geöffnet werden, sagt FDP-Gemeinderat Marc Thalmann (50). «Aus unserer Sicht wäre eine Fusion ein fairer Ansatz für das gesamte Gebiet.»
Der Bahnhof heisst schon jetzt Nänikon-Greifensee. Ob die Gemeinden ebenfalls zusammenkommen, dürfte sich erst in einigen Jahren zeigen. (bro)