Einmal im Jahr muss man die alten Ski wegräumen, die staubigen Kartons von der Kellerwand wegziehen und das kaputte Velo zur Seite stellen. Denn der Mann vom EW kommt vorbei, um den Strom abzulesen. Doch das ist ein Auslaufmodell. Entweder liest man selbst ab, oder digitale Smartmeter erledigen das Ablesen gleich selbst.
Solche Smartmeter sollen bis 2027 in 80 Prozent aller privaten Haushalte montiert sein. Das führte die damalige Energieministerin Doris Leuthard (60) mit der Energiestrategie 2050 ein. Nicht um uns vor dem Skiverräumen zu bewahren, sondern um Energie zu sparen.
2017 hat das Volk Ja dazu gesagt. Jetzt – sechs Jahre später – haben immer noch vergleichsweise wenig Haushalte solch einen digitalen Stromzähler. Ende 2021 waren erst rund 26 Prozent.
Zentralschweiz top, Bern flop
Und es gibt grosse regionale Unterschiede. Die Zentralschweizer Kraftwerke CKW sind mit 70 Prozent Umrüstung schon sehr weit, wie der «Kassensturz» berichtet. «Wir werden den Rollout im Sommer 2024 in unserem Versorgungsgebiet abschliessen können», schreibt die CKW an Blick.
Bei der Berner BKW hat man hingegen noch gar nicht begonnen. «Der Rollout startet im Sommer 2024.» Grund für den verspäteten Start: Es brauche Zeit, die Zähler zu beschaffen, den Einbau zu planen und die Prozesse aufzubauen. «Die BKW betreibt das grösste Verteilnetz der Schweiz.» Trotzdem ist man optimistisch, das Ziel, die 80 Prozent Abdeckung bis 2027 zu erreichen. Und geht gar weiter: «Darüber hinaus erhalten bis Ende 2028 alle Kundinnen und Kunden der BKW einen Smart Meter installiert.»
Die Berner sind nicht die einzigen Langsamen. Auch Genf beginnt erst Ende Jahr mit der Pilotphase. Die Elektrizitätswerke beklagen unter anderem Verzögerungen bei der Lieferung der Zähler. Auch sie versprechen, die Frist einzuhalten.
Im Bündnerland bei der Repower sind gerade mal 15 Prozent der Kundinnen und Kunden mit Smartmeter ausgerüstet. Während Aarauer AEW von rund 35 Prozent ausgetauschten Zählern berichtet, sind es in Basel bei der IWB etwas über 63 Prozent.
Smartmeter allein nützt nicht
Doch helfen die smarten Zähler tatsächlich, Strom zu sparen? Klar ist: Ein Smartmeter allein spart noch nichts. Denn der zeigt weiterhin nur den Strom an. Doch weil er mindestens im Viertelstundentakt Daten liefert, wird schnell klar, was die Stromfresser sind. Wer die Daten analysiert, wird sensibilisiert, wo unnötig Energie verpulvert wird. Einige Elektrizitätswerke bieten ihren Kunden sogar personalisierte Spartipps an.
In der Zentralschweiz zeigte sich in einer Testphase, dass Kunden mit dem zusätzlichen Wissen fünf Prozent Strom gespart haben. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich verweisen auf eine Untersuchung der ETH-Zürich, wonach die Nutzung des Smartmeters sogar neun Prozent einspart. Das Bundesamt für Energie geht immerhin davon aus, dass es sechs Prozent sind. Wenn sechs Prozent gespart werden, wäre das beim Strompreis 2023 etwas mehr über 70 Franken weniger Kosten pro Jahr, wie der «Kassensturz» vorrechnet. (bro)