Die Parallelen sind unverkennbar: So wie heute die SVP ihre politischen Gegner als Maden darstellt, so stellte die Nazi-Propaganda die Juden einst als Ungeziefer dar. Kaum erstaunlich also, sorgt das neuste SVP-Plakat selbst in den eigenen Reihen für Empörung.
Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass eine ganz ähnliche Abbildung einst von den Nazis veröffentlicht worden sei, sagte SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (40) am Sonntagabend auf Tele Züri. Doch kein Grund für ihn, das neue SVP-Sujet wieder einzumotten. Denn dieses stellt für Aeschi dar, «wie die anderen Parteien mit dem Rahmenabkommen die bewährte direkte Demokratie aushebeln und die Schweiz dem Diktat Brüssels unterwerfen wollen».
Nazi-Vergleich entkräften
Via Twitter versucht er, den Nazi-Vergleich aber trotzdem zu entkräften. Er verweist auf ein altes Plakat der Stadtzürcher Bauern- und Bürger-Partei – einer Vorläuferin der SVP. Die Partei wird dabei durch einen Spaten symbolisiert, welcher den Kapitalisten (als Unkraut dargestellt) und den Sozialisten (als rote Raupe illustriert) gleichermassen den Garaus machen will. «Wer hats erfunden?», twittert Aeschi dazu. «Das war 1933. Es gibt keine neuen Raupen unter der Sonne ...»
Breitseite gegen Economiesuisse
Aeschi hat das Bild im Buch «Bauern, Bürger, Bundesräte» von Ex-SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli (59) gefunden, wie er BLICK erklärt. «Schon damals hat die SVP einerseits gegen Verbände wie heute die Economiesuisse gekämpft, die Schweizer Werte einer globalen Rechtsordnung opfern wollten, andererseits gegen sozialistische Ideen», so Aeschi. Weiter will er seinen Vergleich nicht erläutern, sondern verweist auf einen weiteren Tweet.
Darin versucht der SVP-Mann noch mehr Distanz zur Nazi-Propaganda zu schaffen. Er betont, dass 1933 eine Mitgliedschaft bei der Zürcher Bauernpartei «unvereinbar mit jener bei nationalsozialistischen Fronten» war.
Mit Frontisten im Bunde
Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Mit seinem Plakatvergleich tritt Aeschi eben doch ins Fettnäpfchen. Denn 1933 kam es in Zürich zu einem gehässigen Wahlkampf. Die Bürgerlichen – zu diesen zählte auch die Bauern- und Bürgerpartei – setzten sich zum Ziel, die rote Mehrheit zu brechen. Das «rote Zürich» sollte fallen. Daher scheuten sie sich auch nicht vor einer Wahlallianz mit den Frontisten.
«Die Stunde der Abrechnung ist da», schrieb die SVP-Vorgängerin auf einem Flugblatt. «Unsere schöne Stadt Zürich muss vom internationalen Marxismus für immer befreit werden.» Dann folgt der Aufruf, für alle sechs «vaterländischen» Stadtratskandidaten zu stimmen – zu welchen auch ein rechtsextremer Frontist zählte.
Aeschi sieht trotzdem keinen Grund, von seinem Plakatvergleich abzuweichen. «Ich habe noch nie einen Tweet aus inhaltlichen Gründen gelöscht», sagt er.
Amstutz dreht den Spiess um
Dass die SVP den Nazi-Vergleich nicht gelten lassen will, macht auch Wahlkampfleiter Adrian Amstutz (65) deutlich. Im BLICK-Interview versucht auch er, den Spiess gleich ganz umzudrehen. «Den Nazi-Vergleich kann nur jemand machen, der im Geschichtsunterricht geschlafen hat», sagt er. «Die SVP will die bewährte direkte Demokratie retten und die Schweiz nicht der EU unterwerfen.»