Die Universitätsspitäler in der Schweiz sind in ernsthafter finanzieller Schieflage. Die Chefs von fünf Häusern drücken am Dienstag am Inselspital in Bern ihre Besorgnis mit deutlichen Worten aus.
Nach dem kumulierten Verlust von rund 200 Millionen Franken für 2022, erwarten sie für das laufende Jahr ein weiterer Anstieg auf rund 300 Millionen Franken. Das erklärten die besorgten Vertreter der Universitätsspitäler Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich gemeinsam.
Diese Nachricht sei paradox, denn es liessen sich viele Patientinnen und Patienten behandeln. Allerdings würden die Tarife die Kosten bei weitem nicht mehr decken. Zu Mehrausgaben tragen demnach in diesem Jahr besonders Lohnanpassungen für das Spitalpersonal, steigende Energiepreise und die Teuerung bei - dies bei gleich bleibenden Tarifen. Dies erzeuge weitere Verluste.
Spitäler drohen mit Kündigung der Verträge
Die Sonderrolle der Universitätsspitäler, unter anderem als Forschungszentren, soll bei der laufenden Diskussion um die Tarifermittlung im Rahmen der anstehenden Revision der Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) deshalb sowohl von den Verhandlungspartnern - also den Versicherungen - als auch vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) berücksichtigt werden.
«Ansonsten ist die Erfüllung der Leistungsaufträge unserer Spitäler in akuter Gefahr», sagte Uwe E. Jocham (59), Direktionspräsident der Insel Gruppe Bern. Ohne kostendeckende Tarifangebote würden sich die Universitätsspitäler gezwungen sehen, die bestehenden Tarifverträge per Ende 2023 flächendeckend zu kündigen.
Personalmangel belastet Spitalkassen
Die Revision werde die bereits kritische Tarifsituation weiter verschärfen, hiess es. Werden die Preise respektive die Tarife nicht der Realität angepasst, würden die Standortkantone in absehbarer Zeit finanzielle Rettungsschirme für die Spitäler vorbereiten müssen. «Die im Moment präsentierten Lösungen gefährden letztlich die Gesundheitsversorgung», sagte Werner Kübler, Spitaldirektor des Universitätsspitals Basel.
Zudem könnten viele Universitätsspitäler wegen Personalmangels nicht mehr alle Betten betreiben. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal sei seit einigen Jahren spürbar und durch die Corona-Pandemie, die demografische Entwicklung und veränderte Anforderungen an das Arbeitsumfeld noch verschärft worden.
«Die Arbeitsmarktsituation ist für uns ausgesprochen fordernd», sagte Gregor Zünd, CEO des Universitätsspitals Zürich, an der Medienkonferenz. Die Spitäler hätten bereits zahlreiche Massnahmen ergriffen, um die Arbeits- und Anstellungsbedingungen weiter zu verbessern, hiess es an der Medienkonferenz weiter. Die meisten dieser Massnahmen würden jedoch zugleich die Personalkosten erhöhen und die Spitalfinanzen somit zusätzlich belasten.
(SDA)