Die Kosten der Universitätsspitäler von Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich seien schon heute im Bereich der obligatorischen Krankenpflegeversicherung nicht gedeckt, sagte Uwe Jocham, Direktionspräsident der Berner Inselgruppe am Mittwoch vor den Medien in Bern sagte.
Die Coronakrise habe nun noch eine zusätzliche Belastung mit sich gebracht. Der Ertragsausfall wegen nicht durchgeführter Behandlungen von März bis Juni betrage für die Universitätsspitäler insgesamt 290 Millionen Franken. Dazu kämen Covid-spezifische Kosten, etwa für Infrastruktur von 66 Millionen Franken. Insgesamt hat die Pandemie gemäss Jocham die fünf Universitätsspitäler bisher 356 Millionen Franken gekostet.
Verschiedene Kantone haben sich inzwischen bereit erklärt, zumindest einen Teil der Kosten mitzufinanzieren. Jocham verwies auch auf die anstehende Revision der Krankenversicherungsverordung. Die separate Baserate für die Universitätsspitäler müsse unbedingt erhalten bleiben, forderte er. Denn nur diese Einrichtungen könnten die nötigen Vorhalteleistungen wie etwa die Verfügbarkeit von Personal und Infrastruktur leisten.
Die Universitätsspitäler seien auch ein Rückgrat in der Gesundheitslandschaft ihrer Regionen und leisteten entscheidende Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Jocham betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit von Universitätsspitälern für klinische Studien im grossen Stil und für den Transfer von Wissen in die Praxis.
Die fünf Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Universitätsspitäler betonten übereinstimmend, die Schweiz verfüge über ein vorbildliches Gesundheitssystem und sei deshalb einigermassen glimpflich durch die Coronapandemie gekommen. Die Universitätsspitäler hätten sich dabei als Rückgrat des Schweizer Gesundheitswesens bewiesen.
Jocham unterstrich dies anhand der Bettenkapazität auf den Intensivstationen. Normalerweise stehen insgesamt 240 Betten zur Verfügung. «Wir hätten 549 zur Verfügung stellen können, also fast zweieinhalb mal so viel wie normal», führte Jocham aus.
Bereits in der fünften Woche sei die Kapazität von 240 Betten erreicht gewesen. Ohne die zusätzlichen Bettenkapazitäten hätte die Schweiz die Krise nicht so gut gemeistert.
Jedes der fünf Universitätsspitäler hatte während der Coronapandemie unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Gerade die Romandie mit den Einrichtungen in Genf und Lausanne sah sich mit mehr Corona-Fällen konfrontiert als etwa die Deutschschweiz.
Nebst allen anderen Aufgaben mussten die Spitäler auch noch schauen, wie sie zum nötigen Schutzmaterial kamen. Das Universitätsspital Lausanne habe insgesamt 14 Flüge für Schutzmaterialtransporte veranlasst, sagte dessen Generaldirektor Philippe Eckert vor den Medien.
Sein Genfer Kollege, Philippe Levrat betonte die Wichtigkeit der Forschung auf dem Gebiet des Coronavirus. Die gewonnenen Erkenntnisse würden in kantonale, nationale und internationale Taskforces und andere Gremien einfliessen und so zur guten Bewältigung einer Pandemie beitragen.
Eine gute und straffe Koordination und Kommunikation über alle Ebenen war für das Basler Universitätsspital wichtig, wie dessen Direktor Werner Kübler ausführte. Er erinnere sich, dass an der Uniklinik in Basel am frühen Nachmittag entscheide getroffen wurden, die umgehend vom Kanton und Bund bestätigt wurden, so dass am frühen Abend alles klar war.
Katja Bruni, Direktorin Pflege am Universitätsspital Zürich, beleuchtete die Rolle ihrer Einrichtung im regionalen Kontext. So konnte in Zürich innert kürzester Zeit in einer nahe gelegenen Turnhalle eine Notfallstation eingerichtet werden, um bei Bedarf das hart vom Coronavirus getroffene Tessin entlasten zu können. Die Station wurde glücklicherweise nicht benötigt, wie Bruni ausführte.
Die fünf Chefs der Universitätsspitäler warnten am Mittwoch vor allzu grosser Sorglosigkeit im Umgang mit dem Coronavirus - gerade jetzt, wo weitgehende Lockerungen möglich geworden seien. Aufgrund der wieder ansteigenden Fallzahlen würden sie eine Maskenplicht im ÖV begrüssen.
(SDA)