Tabaklobby in der Schweiz
Wie Philip Morris bei Studien mitmischelt

Ein neues Dokument zeigt: Tabakmulti Philip Morris hatte bei einer Studie der Universität Zürich seine Finger im Spiel. Kein Einzelfall. Zwei ETH-Studien wurden ebenfalls durch den Tabakriesen mitfinanziert. Der Einfluss der Tabaklobby in der Schweiz ist gross.
Publiziert: 14.02.2024 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2024 um 14:50 Uhr
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Eine Studie der Uni Zürich hat Einheitspackungen für Zigarettenpäckli untersucht.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Die Zigarettenpäckli in der Schweiz bleiben farbig – obwohl immer mehr Länder «plain packaging» einführen und Zigarettenpackungen nur noch in einheitlich dunklen Farben verkaufen. Diverse Studien zeigen: Das zügelt den Tabakkonsum. 

Zu einem anderen Ergebnis kam eine Studie der Universität Zürich 2014: Gemäss dieser haben Einheitsverpackungen keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Tabakkonsum. Auftraggeber der Studie war Tabakmulti Philip Morris (PMI). Jetzt zeigt ein neues Dokument, das ursprünglich der «Schweiz am Wochenende» vorlag: Der Einfluss der Tabaklobby auf die Studie war grösser als bisher angenommen. 

Rückt Studie in neues Licht

Aus dem Papier geht hervor, dass die Uni Zürich PMI Einsicht in die Zwischenresultate der Studie zugesichert hat. Und ebenfalls Entscheidungsfreiheit darüber, ob sie veröffentlicht wird oder nicht. Zudem gewährte die Uni Zürich PMI Einfluss auf die Forschungsziele und fragte den Tabakhersteller gar, welche «zukünftigen Forschungsrichtungen» verfolgt werden sollen.

Ben Jann (51), Professor am Institut für Soziologie der Universität Bern, hat die Studie kurz nach der Veröffentlichung untersucht. Damals befand er die technischen Aspekte für grösstenteils korrekt – allenfalls sind ihm einige methodische Eigenheiten aufgefallen. Der kürzlich aufgetauchte Verlagsanhang rücke diese allerdings in neues Licht, sagt er zu Blick. «Die durchgeführten Tests sind nicht falsch, aber die Forschenden haben teils unübliche Entscheidungen getroffen. Anhand des Vertragsanhangs ist es nicht abwegig anzunehmen, dass man die Ergebnisse in einem gewissen Licht erscheinen lassen wollte.»

Die Medienstelle der Universität Zürich hingegen betonte, dass es sich bei der Studie um Auftragsforschung handle. Es gäbe eine Absprache über das Studiendesign in dem Sinne, dass man Aufgabe und Ziel gemeinsam mit dem Auftraggeber definiere.

PMI finanziert auch ETH-Forschung

Dass die Schweiz der Tabakindustrie viel Spielraum gewährt, hat System: Als eines der einzigen Länder der Welt und einziges Land Europas hat die Schweiz das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Eindämmung des Tabakgebrauchs nicht ratifiziert. Dieses verlangt unter anderem, dass das Sponsoring von der Tabaklobby eingeschränkt wird, wo es Interessenkonflikte geben könnte – also zum Beispiel in der Forschung.

Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz ist kürzlich auf weitere Forschungsfinanzierungen durch PMI an der ETH gestossen. Der Tabakmulti habe jeweils eine Million Franken und 120’000 Franken für zwei Projekte an der ETH Zürich investiert, erklärte der Pressesprecher der ETH laut RTS. (zac)

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