SVP drängt Finanzdirektor zu erneuter Kandidatur
Ernst Stocker soll bleiben

Die Zürcher SVP ersucht ihre beiden amtierenden Regierungsräte, erneut zur Wahl anzutreten. Damit drängt sie ihren amtierenden Finanzdirektor Ernst Stocker geradezu, bloss nicht in Rente zu gehen.
Publiziert: 08.02.2022 um 12:19 Uhr
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Die SVP Zürich bekniet ihren Regierungsrat Ernst Stocker, erneut für die Kantonsregierung zu kandidieren.
Foto: Keystone

Die Zürcher SVP will für die kantonalen Wahlen mit ihrem amtierenden Finanzdirektor Ernst Stocker (66) und ihrer Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (45) die beiden Sitze im Regierungsrat verteidigen. Das kündet die Partei an, obwohl eigentlich damit gerechnet wurde, dass sich der Wädenswiler Stocker bald aus der Politik zurückzieht.

Stocker freut sich über das Vertrauen seiner Partei und will dies bei seinen Überlegungen für eine erneute Kandidatur berücksichtigen. Festlegen möchte er sich aber noch nicht. Er werde zu gegebenem Zeitpunkt eine Stellungnahme abgeben. «Wenn Stocker tatsächlich nochmal anträte, wäre es eine dicke Überraschung», schreibt der «Tages-Anzeiger».

Mangel an Alternativen?

Es ist ungewöhnlich, dass eine Partei ein Regierungsmitglied öffentlich dazu drängt, noch einmal zu kandidieren. Zumal: Wenn am 12. Februar 2023 in Zürich die Kantonsregierung gewählt wird, steht Stocker zwei Monate vor seinem 68. Geburtstag.

Der Parteipräsident der Zürcher SVP, Benjamin Fischer (31), bestätigt, er habe noch keine fixe Zusage von Stocker, wolle ihm aber die nötige Bedenkzeit geben. Die offensive Kommunikation begründet er damit, dass bisherige Regierungsräte immer die ersten Kandidaten für eine Partei seien. Und: Bisher hätte Stocker keinen Rückzug aus der Politik angekündigt.

Offenbar ging auch die SVP nicht von einem Wiederantritt Stockers aus: Unter der Leitung von Alt-Regierungsrätin Rita Fuhrer (68) wurde nämlich bereits seit über einem Jahr eine Nachfolgelösung gesucht – was aber wenig erfolgreich war.

Nach einer Reihe von Absagen – darunter auch derjenigen von Alfred Heer (60) – zeichnete sich Martin Hübscher (53), Präsident der kantonalen SVP-Fraktion, als Favorit ab. Doch auch der Landwirt zögert. Er habe im Moment andere Prioritäten.

Dann halt mit bewährten Kräften

Will die SVP ihren Sitz behalten, muss sie jedoch mit einem profilierten Kopf in die Wahlen steigen. Warum also nicht mit dem bisherigen Amtsinhaber? Das wird sich die Partei wohl gefragt haben.

Nun sagt die SVP, Stocker sei der ideale Kandidat, um die wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie zu bewältigen, die in den kommenden Jahren spürbar würden. Denn der Amtierende habe den Kanton schon bis heute sicher durch die Krise gesteuert. Und auch Rickli habe die Pandemie «umsichtig und souverän gemeistert».

Schwierig für Herausforderer

Bisher hat zwar nur Carmen Walker Späh (64, FDP) ihre erneute Kandidatur angekündigt. Sollte aber auch Stocker tatsächlich antreten, ist es gut möglich, dass alle sieben Regierungsratsmitglieder ihre Sitze verteidigen wollen. Dies würde insbesondere die Wahl für den Herausforderer der FDP schwierig machen. Wie Blick berichtete, entscheiden die Freisinnigen heute Dienstag darüber, ob Peter Grünenfelder (54) oder Markus Ernst (49) die Rückeroberung des zweiten FDP-Sitzes versucht.

Aber auch die SP liebäugelt mit der Rückeroberung ihres zweiten Sitzes, den sie mit dem Austritt von Mario Fehr (63) aus der Partei verloren hat. Nationalrätin Priska Seiler Graf (53) hat bereits Interesse an einer Kandidatur bekundet. Ebenfalls antreten werden höchstwahrscheinlich die Grünliberalen, die bislang nicht in der Zürcher Regierung vertreten sind. (mnr)

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