Martullo-Blocher will ein neues AKW für die Schweiz
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Atomkraft – ja, bitte:Martullo-Blocher will ein neues AKW für die Schweiz

Stromlücke öffnet sich mit dem Wegfall der Atomkraft
In 13 Jahren sitzen wir ohne Importe im Dunkeln

Gehen die AKW in den nächsten 13 Jahren vom Netz, könnte die Schweiz im Winter ein Problem bekommen. Denn der Zubau von wintertauglichen erneuerbaren Energien kommen nicht vom Fleck.
Publiziert: 23.07.2021 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2021 um 06:26 Uhr
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Magdalena Martullo-Blocher fordert ein neues AKW.
Foto: Thomas Meier
Sermîn Faki

Die Schweiz steure im Winter auf eine gefährliche Stromlücke zu, warnt SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (52) im Blick und fordert ein neues AKW.

Doch stimmt das überhaupt? Martullo-Blocher hat insofern recht, als dass die winterliche Stromlücke schon heute real ist und noch grösser wird, wenn die noch bestehenden Atomkraftwerke vom Netz gehen. Im Winter verbraucht die Schweiz aktuell 35 Terawattstunden (TWh), produziert aber nur 30. Die AKW steuern 12 TWh Strom bei. Heisst: Wir müssen im Winter schon heute importieren, nach dem Atom-Aus aber deutlich mehr – sofern wir nicht Produktionsanlagen zubauen.

Direkt nach Leibstadt-Aus fehlt am meisten Strom

Bei der Stromlücke geht es um gigantische Mengen: Eine TWh entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. Mit 12 TWh könnte ein fleissiger und langlebiger Hausmann zwölf Milliarden Stunden – das sind etwa 1,5 Millionen Jahre – staubsaugen.

Der Bund geht selbst bis 2050 von einer Verdopplung des Importbedarfs aus, zeitweise gar von einer Verdreifachung. Am grössten wird der Bedarf 2034 sein, sollte dann das letzte Schweizer AKW Leibstadt vom Netz.

Die Elektrizitätskommission (Elcom) warnt, ein derart grosser, struktureller Importbedarf von 10 TWh und mehr führe zu einem Systembetrieb am Limit, was «keine Option» sein dürfe. Denn wird das System überfordert, gehen wirklich die Lichter aus.

Nur bei Solarenergie auf Kurs

Darum soll die Schweiz ihren Strom selbst produzieren. Bis 2050 soll die Stromproduktion der AKW laut Bund mit erneuerbaren Energien ersetzt sein. Halbwegs auf Kurs sind wir nur bei der Solarenergie, deren installierte Leistung hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verzehnfacht.

Nur: Drei Viertel des Sonnenstroms werden im Sommer erzeugt. Während wir im Winter mehr Strom brauchen, wenn die Schweiz mit Elektroautos fahren und mit Wärmepumpen heizen soll. Allein mit Stromsparen können wir das kaum kompensieren.

Bleibt nur ein neues AKW als Lösung? Nein, sagt SP-Energiepolitiker Roger Nordmann (48), Präsident des Branchenverbands Swissolar. Im Sommer produzierter überschüssiger Solarstrom lasse sich für den Winter speichern. In grossen Batterien etwa.

Oder in Wasserkraftwerken, die heute schon am meisten Strom liefern. Um deren Kapazität zu erhöhen, müsste man die Staudämme erhöhen – allein dadurch lägen zwei TWh drin. Der Bundesrat schlägt im neuen Energiegesetz genau das vor, muss sich aber auf Streit mit dem Landschaftsschutz einstellen.

Atom liefert keine Garantie

Allerdings: Auch Atomstrom ist kein Allheilmittel gegen die Stromlücke. Im Winter 2016/17 musste die Schweiz bereits 10 TWh importieren, da Beznau I und Leibstadt wegen Problemen über Monate ausfielen.

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