Strafverfahren gegen Pirmin Schwander
SVP-Nationalrat half bei Kinds-«Entführung»

Er ist der grösste Kritiker der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden: SVP-Politiker Pirmin Schwander. Nun steht er offenbar im Visier der Justiz.
Publiziert: 31.08.2016 um 07:54 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:25 Uhr
«Man sagt zwar, ich sei ein harter Typ...» – SVP-Nationalrat Pirmin Schwander geht die Vorladung durch die Polizei nahe.
Foto: EQ Images

Sarah C., eine Mutter aus Biel, brachte im Oktober ihr Kind nicht in ein Heim zurück und flüchtete nach Frankreich (BLICK berichtete). Bei dieser «Entführung» des eineinhalbjährigen Mädchens wurde sie finanziell von SVP-Nationalrat Pirmin Schwander unterstützt.

«Seit der Vorladung bei der Polizei kann ich kaum mehr schlafen.»

Das berichten übereinstimmend die «Rundschau» und der «Tages-Anzeiger». Demnach ermittelt die Justiz nun gegen den Schwyzer Rechtspolitiker. Dieser sagt dem Fernsehen: «Man sagt zwar, ich sei ein harter Typ. Aber seit der Vorladung bei der Polizei kann ich kaum mehr schlafen.»

Der Verdacht belaste ihn sehr, gibt er zu Protokoll. Im Visier der Behörden ist er wegen dem Verdacht auf die Gehilfenschaft zur Entführung Minderjähriger. Gemäss «Rundschau» soll er die Frau mit 7000 Franken unterstützt haben.

Pirmin Schwander ist der wohl prominenteste Politiker, der sich für eine Volksinitiative einsetzt, die den Handlungsspielraum der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) drastisch einschränken will.

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 1518 Kinder von einer Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde in einer Pflegefamilie, einem Kinder- oder Jugendheim untergebracht, wie ein Bericht des Bundesrates zeigt. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/URS FLUEELER

Im konkreten Fall blieb die Mutter mit ihrer Tochter während acht Monaten untergetaucht. Im Juni ist sie in Südfrankreich verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert worden. Dabei geht es dem Kind gemäss den Berichten gut.

Die Mutter sitzt seither in Untersuchungshaft. Genauso erging es offenbar auch ihrem Anwalt und dessen Sekretärin, die gemäss «Tages-Anzeiger» Schwanders Geld an die Frau transferiert haben sollen. Anfang Woche sollen sie frei gekommen sein.

Die Frau selbst ist den Behörden schon länger bekannt. Gemäss «Rundschau» hatte sie ihren ersten Sohn nicht in die Schule geschickt – aus Angst, ihr Ex-Mann, ein verurteilter Straftäter, könnte diesen entführen.

«Ihr Kind war immer in der Nacht aktiv»

Der Junge kam deshalb in ein Heim. Kurz nach der Geburt der Tochter musste diese ebenfalls in ein Heim, die Mutter durfte sie aber besuchen. Gemäss einem psychiatrischen Gutachten wird bei der Mutter eine schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.

Pirmin Schwander ist sich indessen keines Fehlers bewusst. Die Zahlungen an die Frau habe er mit der Bedingung verknüpft, sich den Behörden im Inland zu stellen. «Wenn man eine Mutter von ihrem Kind trennt, ist das ein Verbrechen. Man darf jetzt nicht den Umkehrschluss machen und sagen, die Mutter habe einen Fehler gemacht.»

Vertreten wird Schwander vom bekannten Anwalt Valentin Landmann. Nicht nur gegen den SVP-Nationalrat, auch gegen weitere Kesb-Kritiker läuft in diesem Zusammenhang ein Strafverfahren.

Die Berner Kantonspolizei bestätigt dem «Tages-Anzeiger» Ermittlungen gegen mehrere Personen und Abklärungen zur Aufhebung der Immunität eines Politikers. Den Namen Schwander nennt sie nicht.

Allerdings sagt dieser selbst, dass er sich auf die parlamentarische Immunität beruft. Ob diese ihn im vorliegenden Fall schützt, ist unklar.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?