Der Fall ist riesig, aber er wurde seit Monaten verschwiegen. Ein ehemaliger leitender Angestellter der Neuenburger Kantonalbank (BCN) soll seine Arbeitgeberin im Rahmen seiner Tätigkeit jahrelang betrogen haben. Genauer gesagt, seit 2013. Und die Summen, um die es geht, sind «gemäss den bisher von der Bank zusammengetragenen Hinweise» beträchtlich, bestätigt Nicolas Aubert, stellvertretender Neuenburger Generalstaatsanwalt, gegenüber Blick. Es gehe um «eine zweistellige Millionensumme».
Nach einer Anzeige der BCN vom 8. März 2022 sei am 10. März eine Strafuntersuchung eröffnet worden, so Aubert. Im Zentrum des Verfahrens stehen Delikte wie «Betrug und Veruntreuung», so der Vertreter der Staatsanwaltschaft, der daran erinnert, dass für den Beschuldigten die Unschuldsvermutung gilt. Von seinen Machenschaften soll «ein Dutzend Verwandte, die nicht zum Kreis der Bank gehören», profitiert haben. Die Ermittlungen wurden auf diese Personen ausgeweitet, für sie gilt ebenfalls die Unschuldsvermutung.
Keine Untersuchungshaft
Innerhalb der Bank soll der Beschuldigte keine Komplizen gehabt haben. Andererseits scheint «kein Kunde [...] geschädigt worden zu sein», betont Aubert weiter. Der Beschuldigte befinde sich denn auch nicht in Untersuchungshaft. «Über etwaige andere Zwangsmassnahmen kann ich keine Angaben machen.»
Die Neuenburger Kantonalbank gibt sich wortkarger. Auf eine telefonische Anfrage bestätigt sie jedoch mehrere Details. «Die BCN hat entdeckt, dass sie Opfer von Unregelmässigkeiten seitens eines Angestellten geworden ist», so Sprecherin Marie-Laure Chapatte. «Er wurde entlassen und seine mutmasslichen Taten angezeigt. Da eine Strafuntersuchung läuft, können wir keinen weiteren Kommentar abgeben.»
Gesundheit der Bank laut Sprecherin gesichert
Blick-Informationen zufolge brachte eine Routineprüfung die mutmasslichen Betrügereien ans Licht. Die Bank sei dadurch jedoch nicht in Gefahr geraten. «Der mögliche Schaden wurde bereits im Jahr 2021 verbucht und wird sich daher nicht auf die Finanzen der BCN auswirken», so Sprecherin Chapatte.
Der Beschuldigte selbst wollte sich gegenüber Blick nicht im Detail erklären. Er teilte schriftlich mit: «Zu Ihrer Anfrage habe ich keinen Kommentar abzugeben, ausser dass ich bei der internen Revision und dem laufenden Verfahren voll mitgewirkt habe.»