Statt über den Balkan gelangen Migranten und Flüchtlinge wieder vermehrt übers Mittelmeer nach Europa. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, haben im vergangenen Jahr nur noch 34'000 Menschen die sogenannte Balkanroute von der Türkei über Griechenland und weiter bis nach Zentraleuropa genutzt. In der Flüchtlingskrise 2015 waren es laut der EU-Grenzschutzagentur Frontex über 760'000.
Serbiens Visumpolitik zog Migranten an
Ein wichtiger Grund für die Verlagerung ist die Visumpolitik Serbiens, so die Zeitung. Die Zahl der illegalen Migranten, die in die Schweiz kamen, ist vergangenes Jahr stark angestiegen, weil Serbien mit diversen Saaten Abkommen zur visumfreien Einreise abgeschlossen hatte. Staatsbürger Tunesiens, Burundis, Indiens und weiterer Staaten konnten so legal nach Serbien reisen und machten sich von dort auf den Weg Richtung Westeuropa.
Die Schweiz intervenierte gemeinsam mit anderen Staaten bei der EU. Schliesslich hob Serbien die Visumfreiheit für mehrere Staaten auf Anfang Jahr wieder auf – mit deutlich wahrnehmbaren Folgen. Während im Oktober vergangenen Jahres 316 Menschen aus Burundi ein Asylgesuch stellten, waren es im Juli dieses Jahres gerade einmal noch sechs.
Steigende Asylzahlen in der Schweiz
Zahl der Asylgesuche steigt
Insgesamt nimmt die Zahl der Asylgesuche und die irreguläre Migration seit einigen Monaten wieder zu. Gut 14'000 Personen haben von Januar bis Ende Juli ein Asylgesuch in der Schweiz gestellt. Im selben Zeitraum 2022 waren es rund 10'000. Gut 21'000 Personen wurden im laufenden Jahr bereits angehalten, die illegal über die Grenze kamen.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) rechnet für 2023 im wahrscheinlichsten Szenario mit rund 27'000 Asylgesuchen. Es ist aber auch gut möglich, dass es mehr werden. Das ist mehr als die rund 24'000 von vergangenem Jahr, aber weit entfernt von den knapp 40'000 Asylgesuchen im Jahr 2015. (lha)