Diese seltsamen Rabatte winken den Staatsangestellten
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Rabatt beim Hundecoiffeur:Diese seltsamen Rabatte winken den Staatsangestellten

Staatsangestellten winken die seltsamsten Rabatte
Sogar auf Särge gibts 10 Prozent!

Zehn Prozent aufs Bügeleisen, Rabatt beim Hundecoiffeur oder ein Gratis-Prosecco in der Stretchlimo: Kantonsangestellten winken teils die seltsamsten Rabatte.
Publiziert: 04.01.2022 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 07:23 Uhr
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Luzerner Kantonsangestellte haben laut dem Personalverband Sarg-Rabatt. Genutzt habe ihn allerdings noch nie jemand.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Egal ob Ehekrise, ein leerer Kühlschrank oder zu viel Winterspeck: Basler Kantonsangestellte kriegen fast in jeder Situation Vergünstigungen. Einen Sondertarif gibts nicht nur für die Beziehungsberatung, Restaurants und Fitnesscenter. Die Beamten vom Rheinknie können auch ihr Auto günstiger flicken und den Hund billiger frisieren lassen. Auch bei der Rauchstopp-Beratung kriegen sie Rabatt.

Macht es mit Blick auf die Gesundheitskosten Sinn, wenn die Beamten das Rauchen aufgeben, so sind andere Vergünstigungen fraglich. Wer als Basler Kantonsangestellte den Motorboot-Führerschein macht, kommt zehn Prozent günstiger weg. Und wenn die Beamten sich eine Stretchlimousine ausleihen, kommen sie sogar 15 Prozent billiger. Obendrauf erhalten hier die kantonalen Beamten noch eine Flasche Prosecco geschenkt.

Und das ist längst noch nicht alles. Stolze 21 Seiten lang ist die Rabattliste von Basel-Stadt. Sie reicht von A wie Aerobic bis Z wie Zahnmedizin: Knapp 200 Firmen sind aufgelistet, die Kantonsangestellten mehr oder minder grosszügige Sonderkonditionen gewähren.

Rabatt auf Särge, Massagen und Bügelbretter

Mit dieser Fülle an Beamten-Zückerli ist Basel-Stadt ein Extremfall. Aber auch in anderen Kantonen winken den Staatsangestellten grosszügige – und teilweise auch eher skurrile – Rabatte. In Luzern beispielsweise profitieren Polizistinnen, Sachbearbeiter der Kantonsverwaltung und Uni-Dozentinnen von zehn Prozent Ermässigung auf Särge. Auch eine neue Waschmaschine, Weine und Autofelgen gibts zum Sonderpreis.

In Graubünden können Kantonsangestellte in der Bijouterie günstiger einen Trauring kaufen, Aargauer Beamte erhalten Rabatt aufs Mobility-Abo, und Berner können günstiger tanken. In St. Gallen gibts Prozente auf Winterpneus und in Freiburg auf ein neues Bügelbrett. Im Gegensatz zu Basel-Stadt wird die Rabattliste in den meisten Fällen aber nicht vom Kanton selbst geführt, sondern vom Verband des Staatspersonals.

Aus Beamten werden Schnäppchenjäger

Doch wie kommt es, dass ein Luzerner Bestattungsunternehmen den Kantonsangestellten die ewige Ruhe vergünstigt? Darauf eine Antwort zu erhalten, ist nicht ganz einfach. Die Präsidentin des Staatspersonalverbands, noch nicht lange im Amt, ist auf Anhieb überfragt. Sie will dem Sarg-Rabatt aber nicht nachgehen. Auch der Luzerner Bestatter kann nicht weiterhelfen. Die Liste sei veraltet, behauptet der Geschäftsführer. Er verspricht, mit dem Personalverband Kontakt aufzunehmen. Bis jetzt habe noch nie jemand um einen Rabatt gebeten, fügt er an.

In Basel-Stadt ist es der Mund-zu-Mund-Propaganda zu verdanken, dass die Rabattliste immer länger wird. Firmen, die darauf aufgeführt werden möchten, könnten sich beim Kanton melden, sagt Andrea Wiedemann, Leiterin der Personalabteilung des Kantons. «Wir gehen in keinem Fall aktiv auf Firmen oder unsere Lieferanten zu.»

Selbst kann man sich die Zückerli nicht leisten

2005 gab im kantonalen Gewerbeverband jedoch ein Aufruf des Basler Personalamts zu reden: Ein 100-Franken-Einkaufsgutschein wurde denjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versprochen, denen es gelingt, bei einem Unternehmen einen Sonderrabatt für Kantonsangestellte an Land zu ziehen. Selbst Rabatte zu gewähren, könne man sich als Arbeitgeber von über 13'000 Angestellten nicht leisten, begründete der damalige Personalchef die Aktion.

Für die Unternehmen können sich die Rabatte lohnen – nicht nur in Basel-Stadt ist der grösste Arbeitgeber im Kanton schliesslich der Kanton selbst. Völlig unproblematisch ist die Gewährung der Rabatt-Vorteile an Beamte jedoch nicht. So hat die Basler Rabattliste schon mehrfach für Stirnrunzeln gesorgt. Selbst im Kantonsparlament gab sie Anlass zu kritischen Fragen. Während in der Privatwirtschaft sogenannte Fringe Benefits – Sonderleistungen, die zum Lohn dazukommen – verbreitet sind, müssen Bund, Kantone und Gemeinden hier besonders aufpassen. Der Verdacht von Wettbewerbsverzerrung oder gar Korruption könnte rasch aufkommen.

Andere Kantone schieben Rabatten für Beamte deswegen zum Vornherein einen Riegel: «Der Kanton will nicht Hand dazu bieten, eine normale Markttätigkeit eines einzelnen Anbieters staatlich zu fördern», begründet beispielsweise Zürich die Tatsache, dass der Kanton – anders als Basel-Stadt – für seine Angestellten keine Sonderkonditionen möchte.

Schliesslich sind die Kantone, ebenso wie der Bund, für viele auch ohne Bügeleisen-Rabatt und Stretchlimo-Aktion ein attraktiver Arbeitgeber.

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