Jetzt ist klar, wie stark die Prämien im kommenden Jahr steigen: im Schnitt um 8,7 Prozent, wie Bundesrat Alain Berset (51) am Dienstag verkündet hat. Und die Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Sie kommt von den Krankenkassenverbänden Santésuisse und Curafutura und richtet sich an das Eidgenössische Departement des Innern (EDI), das Berset unterstellt ist.
Die Verbände werfen dem EDI vor, das Sparpotenzial im Gesundheitswesen nicht ausgeschöpft zu haben. Insbesondere bei Medikamenten seien mehr Einsparungen möglich. Zudem soll der Leistungskatalog angepasst werden.
Das musst du zum Prämienschock wissen
Laut Curafutura müssen nun die Prämienzahler leiden, weil Reformvorhaben hinausgeschoben wurden. Das EDI habe den Spielraum, um Kosten zu senken, unzureichend genutzt – und das sei unverständlich.
Mehr sparen dank Generika
Konkret ist der Verband unzufrieden, wie das EDI die Margenrevision vorantreibt. Diese hätte sichergestellt, dass Apotheker und Ärzte am Originalmedikament nicht deutlich mehr verdienen als am Generikum. «Dadurch wäre eine unmittelbare Kostendämpfung von 60 Millionen Franken möglich geworden», schreibt Curafutura in einer Medienmitteilung. Als Auswirkung auf den Vertrieb von mehr Generika hätten nochmals mehrere 100 Millionen Franken eingespart werden können.
Ebenso würde die Einführung des Arzttarifs Tardoc Kosten senken. Die Diskussion über den Leistungskatalog in der obligatorischen Grundversicherung hat für Curafutura ebenso Potenzial. Denn dieser umfasse 98 Prozent aller Leistungen. Man müsse den Vollausbau hinterfragen.
Überall steigen die Kosten
Der Krankenkassenverband Santésuisse fordert einen sofortigen Ausbaustopp des Leistungskataloges. Laut Krankenkassenverband Santésuisse sind 2023 die Kosten für Medikamente, Pflege, Psychotherapie und Physiotherapie besonders stark gestiegen. Dies rechtfertige den Anstieg von 8,7 Prozent im Jahr 2024, schreibt der Verband in einer Mitteilung.
Der Verband ist der Ansicht, dass Reformen notwendig sind, wie zum Beispiel die Senkung der Labortarife und der Medikamentenpreise auf das Niveau der anderen europäischen Länder sowie die Verwendung von Generika. Diese Massnahmen würden Einsparungen von weit über einer Milliarde Franken ermöglichen, so Santésuisse.
Mittel- und langfristig seien in der Versorgungsplanung durch die Kantone bei den Spitälern sowie den Ärztinnen und Ärzten deutliche Verbesserungen notwendig. (SDA/rba)