Die Trödelkantone können sich nicht länger auf dem Buckel der umsichtigen Kantone ausruhen. Jetzt müssen auch sie handeln, um die Corona-Ansteckungszahlen endlich herunterzubringen. Tun sie das nicht, droht der Bundesrat von sich aus am Freitag Massnahmen zu verfügen.
Allen voran in der Pflicht steht der Corona-Hotspot St.Gallen. Im Ostschweizer Grenzkanton erwischte es gar den Regierungspräsidenten und Gesundheitsdirektor Bruno Damann (63) selbst. Der CVP-Politiker und gelernte Arzt hat aber nur leichte Corona-Symptome, wie er vor wenigen Tagen zu «Schweiz aktuell» sagte.
Damann in Bedrängnis
Nun will der arg in Bedrängnis geratene St.Galler Regierungschef seinen Worten Taten folgen lassen. Gegenüber SRF hatte er am Mittwoch nämlich versprochen, «wenn die Zahlen sich so weiterentwickeln wie sie sich Ende letzter Woche und anfangs dieser Woche gezeigt haben, müssen wir sicher weitere Massnahmen ergreifen». Am Samstag bekräftigte er das in der «Tagesschau».
BLICK weiss, was diskutiert wird: Die Skigebiete Wildhaus, Flumserberg und Pizol sollen nicht wie geplant gleich ganz öffnen, sondern erst später in Betrieb gehen. Dies ist eine der Massnahmen, mit der St.Gallen die Fallzahlen runterbringen möchte, um an Weihnachten durchstarten zu können.
Zürich folgt
Die Corona-Massnahmen, die Gesundheitsminister Alain Berset (48) am letzten Freitag verkündete, wirken zahnlos. Der SP-Bundesrat stellt den Kantonen aber ein Ultimatum: Sie müssen bis Dienstag aufzeigen, was sie zu unternehmen gedenken. Reicht das nicht, ergreift der Bundesrat wirksameres.
Wie der SonntagsBlick und andere Sonntagsblätter berichteten, haben sich Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) und Berset am Samstag verschiedene Kantone selbst zur Brust genommen. Dies bestätigte am Sonntag ein Sprecher des Innendepartements. Per Videokonferenz sind St.Gallen, Thurgau, Appenzell-Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau kontaktiert worden. Laut BLICK-Informationen folgen am Montag Zürich und Tessin.
Gehandelt hat der Bergkanton Graubünden. Hier sind die Restaurants bis 18. Dezember geschlossen. Damit glaubt er die Weihnachtszeit retten zu können. Mit dem Wallis und Bern haben schon zwei andere Wintertourismus-Kantone früher gehandelt. Obwohl die Fallzahlen sich in Bern wagrecht bewegen, statt zurückzugehen, dürfte der Kanton Mitte Dezember wieder Öffnungen verkünden.
Auch andere «Problem-Kantone» handeln
Auch dem lange untätigen Kanton St.Gallen geht es darum, nicht plötzlich wegen horrend steigender Zahlen an den Festtagen die Skigebiete abriegeln zu müssen. Wie genau sich St.Gallen den späteren Start des Wintertourismus vorstellt, war am Sonntag nicht zu erfahren. Die Medienstelle des Kantons St.Gallen reagierte nicht auf die BLICK-Anfrage. Und Gesundheitsdirektor Damann war ebenfalls nicht zu sprechen.
Laut verschiedener Quellen soll sich jetzt aber in mehreren Kantonen etwas tun. Auch der «Tages-Anzeiger» meldet, dass sich «Problem-Kantone» wie Thurgau, Zürich und Solothurn bewegen wollten.
Laut dem Artikel wollen sich mehrere Kantone an den Entscheiden des Schaffhauser Regierungsrates orientierten. Dieser hat Sportanlagen, Fitnesszentren, Museen und Erotikbetriebe geschlossen und Veranstaltungen mit mehr als 15 Personen verboten. Und bei Privattreffen dürfen höchstens zehn Personen aus zwei Haushalten teilnehmen. Die Massnahmen sind befristet bis 22. Dezember.
«Wir müssen Tote verhindern»
Ein Regierungsrat erklärt die aktuelle Situation wie folgt: «Die Leute haben die Schnauze voll.» Sie wollten keine Einschränkungen mehr. «Gleichzeitig müssen wir Tote verhindern», so der Politiker. Darum versuchten die Kantonsregierungen jetzt noch etwas zu machen. «Denn wir wissen: nach dem Fest steigen die Zahlen wieder.»
So machen sich gar einzelne Skigebiete in Kantonen, die restriktiv waren, Gedanken darüber, ob sie nicht freiwillig einen Mini-Lockdown verhängen sollten, um mitzuhelfen, dass die Schweiz für Weihnachten gewappnet ist.