Viele Parlamentarier sind junge Eltern. Auch der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Weil er immer wieder Probleme hatte, während der Sessionen die Betreuung für seine Tochter zu organisieren, hatte er gefordert, dass das Parlament Massnahmen ergreift, um die Vereinbarkeit von Politik und Familie zu verbessern. «Die sinnvollste Lösung wäre eine Kinderkrippe im Bundeshaus», sagte er zu BLICK.
Seine Ratskollegen hatten dafür kein Gehör. Sie lehnten Wermuths Vorstoss am Dienstag deutlich ab: mit 122 zu 65 Stimmen. Bürosprecher Adrian Amstutz (SVP/BE) betonte, dass eine Umfrage ein geringes Bedürfnis nach entsprechenden Angeboten ergeben habe.
Keine Nachfrage
Das Ratsbüro hatte entsprechende Vorstösse schon in der Vergangenheit abgelehnt mit der Begründung, dass die Betroffenen unterschiedliche Bedürfnisse hätten. So sei etwa im letzten Jahr ein Pilotprojekt für eine externe Betreuung mangels Nachfrage eingestellt worden.
Wermuth hatte kritisiert, dass zum Beispiel die Sitzungszeiten während der Session so gelegt seien, dass viele Ratsmitglieder ihre Kinder am Morgen nicht in eine Kindertagesstätte bringen oder sie am Abend rechtzeitig abholen könnten.
Frauen sind untervertreten
Die fehlende Vereinbarkeit von Parlamentsmandat und Familie ist seiner Meinung nach einer der Gründe, warum Frauen im Parlament nach wie vor untervertreten sind. Diese ungleichen Chancen diskreditierten das Milizsystem. «Parlamentarier zu sein, ist ein Privileg», so Wermuth. Dieses dürfe aber nicht zu einem «Privileg der Privilegierten» werden. (sf/sda)