Seit Covid-Tests kosten
Testzahlen sinken – Dunkelziffer steigt

Die Corona-Zahlen sinken. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Weil die Tests neu nicht mehr vom Staat bezahlt werden, lassen sich nämlich immer weniger testen. Das verfälscht das Pandemie-Bild immer stärker.
Publiziert: 05.01.2023 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2023 um 16:48 Uhr
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Wer sich seit Anfang Jahr auf Corona testen lassen will, muss ins eigene Portemonnaie greifen.
Foto: imago images/Marc Schüler
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Es ist gekommen, wie es kommen musste. Mit Gratis-Tests ists vorbei. Wer sich seit Anfang Jahr auf Corona testen lassen will, muss tief ins eigene Portemonnaie greifen. Ein Antigen-Schnelltest kostet gegen 40 Franken, ein PCR-Test rund 140 Franken. Das können oder wollen sich immer weniger leisten.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist denn auch von einer «erheblichen Reduktion» der Testzahlen ausgegangen. Die logische Folge: Damit sinkt auch die Zahl der bestätigten Neuansteckungen. So vermeldete das BAG am Donnerstag 4166 neue Fälle aus den vergangenen sieben Tagen. Vor einer Woche waren es noch 12'632 bestätigte Neuinfektionen. Das Bundesamt spricht von einer stabilen Lage.

Die Dunkelziffer steigt weiter

Das wirkt auf den ersten Blick positiv. Die Sache hat allerdings einen Schönheitsfehler: Mitte Dezember sind landesweit jeden Tag noch über 10'000 Corona-Tests durchgeführt worden. Seither aber wurde wie erwartet viel weniger getestet – bis auf absolute Tiefstwerte seit Jahresbeginn: Am 1. Januar sind in der ganzen Schweiz gerade noch 2113 PCR- und Antigen-Schnelltests durchgeführt worden.

Den Bundesbehörden ist klar, was das bedeutet: Das Coronavirus ist nicht wirklich auf dem Rückzug. «Wir gehen bezüglich der gemeldeten Fallzahlen von einer abermals deutlichen Erhöhung der Dunkelziffer aus», stellt BAG-Sprecher Simon Ming klar.

Schwieriger, den Pandemieverlauf zu verfolgen

Das kann Folgen haben, warnte der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri (62) kürzlich im Blick. Weil sich gerade viele besonders gefährdete Personen bis jetzt nicht nochmals geboostert haben, müsse das nach wie vor labile Infektionsgeschehen in diesem Winter immer noch aufmerksam beobachtet werden.

«Der auch für die Bevölkerung abrupte Systemwechsel in der Testkostenfinanzierung in der kalten Jahreszeit ist daher nicht optimal», so der Zuger Kantonsarzt. «Eine Verlängerung der bisherigen Testfinanzierung bis etwa Ende März 2023 hätte sich denn auch gut begründen lassen.»

Abwasserkontrolle wird wichtiger

Obwohl die Fallzahlen also massiv verfälscht sein dürften, nutzt sie der Bund weiter zur Überwachung der Corona-Lage. Ihr Stellenwert sinke nun aber nochmals, sagt BAG-Sprecher Ming. Sie seien nur noch eines von mehreren Elementen. Wichtiger wird etwa die Abwasserkontrolle, die das Infektionsgeschehen ebenfalls widerspiegle, «unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung».

Zwar wird auch das Abwassermonitoring nächstes Jahr aus Kostengründen reduziert, doch noch immer wird in 50 Kläranlagen die Viruslast gemessen. «Auch in Zukunft wird das nationale Abwassermonitoring eine zentrale Rolle bei der Beurteilung von Sars-CoV-2 und auch weiteren Erregern spielen», sagt Ming.

Daneben lassen etwa das sogenannte Sentinella-Meldesystem mit Informationen von Hausarztpraxen oder die Überwachung der Virenvarianten durch Sequenzierung Rückschlüsse auf den Pandemieverlauf zu. Gleiches gilt für die Zahl der Hospitalisierungen.

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