Seco-Chefin Ineichen-Fleisch ist die starke Frau im Wirtschaftsdepartement
Eine Bergführerin für Guy Parmelin

Ob auf den höchsten Gipfeln oder in den fernsten Ländern: Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch macht immer eine gute Figur. Dank ihrem reich bepacktem Wissensrucksack kann sich der Neue im Departement auf die erfahrene Bergsteigerin verlassen.
Publiziert: 12.12.2018 um 03:06 Uhr
|
Aktualisiert: 12.12.2018 um 06:34 Uhr
1/5
Der neue Wirtschaftsminister braucht die kompetenten Frauen an seiner Seite.
Foto: Keystone
Bildschirmfoto 2021-05-27 um 10.32.01.png
Pascal TischhauserStv. Politikchef

Karin Keller-Sutter (54, FDP) darf das Wirtschaftsdepartement (WBF) nicht führen. Guy Parmelin (59, SVP) kann ran – obwohl er kaum Englisch spricht. Richten müssen es dennoch Frauen.

Im mit Abstand wichtigsten Amt des WBF, dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), ist Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (57) der Boss.

Die kleingewachsene und charmante Staatssekretärin versteht es, ihr Gegenüber für sich einzunehmen. Sie überzeugt mit Sachkenntnis, Schalk und Intelligenz – hat aber auch Haare auf den Zähnen, wenn es sein muss.

Das sagt Guy Parmelin zum Departementswechsel
2:15
«Weinendes und lachendes Auge»:Das sagt Guy Parmelin zum Departementswechsel

Sie strotzt vor Selbstvertrauen

Mutig präsentiert das Seco mehrere «Stellungnahmen zu Medienbeiträgen» auf seiner Website. Kaum eine Amtsstelle wagt es sonst, grosse Zeitungen oder das «Echo der Zeit» in dieser Weise zurechtzuweisen. Nur in Ausnahmefällen lässt ein Bundesrat sein Departement einen Bericht mal dementieren.

Ihr grosses Selbstvertrauen verdankt Ineichen-Fleisch dem reich bepackten Rucksack, den die Bergsteigerin mitbringt: Sie spricht neben Deutsch, Französisch und Italienisch – wichtig für den neuen Departementschef – auch Englisch, und als Zugabe Spanisch, Chinesisch und Russisch.

Die Juristin und frühere McKinsey-Beraterin hat einen Master of Business Administration aus Fontainebleau (F) im Gepäck, arbeitete beim früheren Bundesamt für Aussenwirtschaft (Bawi), bei der Weltbank in den USA und war Botschafterin und Delegierte des Bundesrates für Handelsverträge, Chefunterhändlerin der Schweiz bei der Welthandelsorganisation (WTO) sowie Mitglied der Seco-Geschäftsleitung und neben der WTO zuständig für die OECD und dem Freihandelsabkommen. Im Frühling 2011 stieg sie zur Seco-Chefin auf.

Noch heute führt sie persönlich an vorderster Front die Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Indien. Sie ist für Parmelin unverzichtbar.

Falcone weiss, wie der Hase läuft

Zum anderen ist da Nathalie Falcone (53). Neben ihrer französischen Muttersprache spricht sie Deutsch, Italienisch – und Englisch. Die jetzige VBS-Generalsekretärin dürfte Parmelin bei seinem Umzug innerhalb des Bundeshauses-Ost begleiten. Schliesslich war sie zuvor schon stellvertretende Generalsekretärin im WBF. Zudem hat Falcone schon zuvor eine grosse Berufserfahrung in der Bundesverwaltung gesammelt – sie weiss also, wie der Hase läuft.

Ihr Vorgänger als Generalsekretär im Wirtschaftsdepartement, Stefan Brupbacher (51), räumt bekanntlich sein Büro. Er wird Direktor des Verbands der Schweizer Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie, Swissmem.

Auch seinen weiteren Stab zügelt Parmelin dem Vernehmen nach ins Wirtschaftsdepartement. So nimmt er wohl auch den früheren Journalisten Urs Wiedmer (52), der als Moderator der SRF-Politsendung «Arena» bekannt geworden ist, als Sprecher mit.

Wiedmer löst Noé Blancpain als WBF-Chefsprecher ab. Neben Parmelin werden also auch andere neue Leute ins Wirtschaftsdepartement einziehen.

Wehe, wenn sie geht

Mit den beiden Frauen an seiner Seite dürfte der Waadtländer das Wirtschaftsdepartement schon schaukeln. Doch was ist, wenn beispielsweise Ineichen-Fleisch unter einem Departementsvorsteher Parmelin nicht weiterarbeiten, sondern statt die Eiszeit mit Brüssel auszuhalten, lieber wieder eine Expedition ins ewige Eis unternehmen will? Dann hat der neue Wirtschaftsminister Parmelin ein grosses Problem.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?