Noch bis Freitag findet im ägyptischen Sharm el-Sheikh die 27. Uno-Klimakonferenz statt, kurz COP 27. Botschafter Franz Perrez (55) ist Leiter der Schweizer Delegation.
SonntagsBlick: An der COP 27 verhandeln die reichen Industrienationen mit anderen Ländern über Ausgleichszahlungen für die Folgen des Klimawandels. Wie erleben Sie die Debatte?
Franz Perrez: Grosse Schwellenländer wie China, Brasilien oder Saudi-Arabien wollen den Industrieländern die ganze Verantwortung zuschieben. Aber es ist zu einfach zu sagen, die traditionellen Industriestaaten seien an allem schuld. China hat heute den weltgrössten CO2-Ausstoss. Saudi-Arabien, Katar oder Korea gehören zu den reichsten Ländern. Offiziell sind sie aber noch immer als Entwicklungsländer eingestuft. Auch sie müssen einen Beitrag zur Unterstützung der Ärmsten leisten.
An der Konferenz sollten die Regeln zur Umsetzung des Pariser Abkommens präzisiert werden, doch jetzt ist das 1,5-Grad-Ziel von der Agenda gestrichen worden.
Ich habe noch Hoffnung. Wenn es uns gelingt, an der COP den Druck aufrechtzuerhalten, bleibt das 1,5-Grad-Ziel erreichbar. Wir müssen dafür mit den ärmsten und den am stärksten betroffenen Ländern an einem Strick ziehen. Wichtig wären ein klarer Aktionsplan sowie konkrete Beschlüsse zum Ausstieg aus Kohle und Subventionen für fossile Energie.
Bisher sind auf die vielen Worte ja selten Taten gefolgt …
Wir sind nicht da, wo wir sein sollten. Das ist frustrierend. Und doch sehen wir Fortschritte. Vor Paris steuerte die Welt auf vier Grad Erwärmung oder mehr zu, mit den heutigen Massnahmen werden es etwa 2,5 Grad sein, wenn alle Ankündigungen umgesetzt werden, dann 1,8. Wir sind noch nicht auf 1,5 – aber das sind wichtige Fortschritte.