Schweizer Kampfjetbeschaffung
Ist US-Botschafter McMullen wirklich neutral?

Ed McMullen hat früher PR für Boeing betrieben, berichtet die «Schweiz am Wochenende». Als US-Botschafter könnte er bei der Schweizer Kampfjetbeschaffung eine Schlüsselrolle einnehmen, da noch 2 amerikanische Hersteller im Rennen sind.
Publiziert: 20.07.2019 um 03:54 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2019 um 05:42 Uhr
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US Botschafter Ed McMullen hat früher PR für Boeing gemacht. Nun soll er unabhängig die Interessen zweier US-Kamfpjethersteller in der Schweiz vertreten.
Foto: PIUS KOLLER

US-Botschafter Ed McMullen (55) war früher Kommunikationsberater. Zu seinen Kunden zählte unter anderem Boeing, deckt die «Schweiz am Wochenende» auf. Also die Firma, die derzeit versucht, der Schweiz ihre F/A-18 Super Hornet zu verkaufen. Es ist eines von zwei amerikanischen Flugzeugen, welches für die Schweizer Luftwaffe als neuer Kampfjet in Frage kommt (BLICK berichtete). Das andere ist der F-35 von Lockheed Martin.

Durch diesen Interessenskonflikt hätte McMullen bei der Schweizer Kampfjetbeschaffung eigentlich in den Ausstand treten sollen. So will es das US-Gesetz. Doch das Weisse Haus erteilte McMullen im Dezember 2017 eine Ausnahmegenehmigung, berichtet die «Schweiz am Wochenende». US-Präsident Donald Trump habe dies mit den «bedeutenden Geschäftschancen für Boeing und andere US-Firmen» begründet. Es gehe um Exporte in Milliardenhöhe und neue Arbeitsplätze. Darum sei es «elementar», dass der Botschafter persönlich an der Beschaffung teilnehme, «um die Bedeutung hervorzustreichen, welche die US-Regierung dieser Angelegenheit beimisst.»

VBS und USA sehen keine Probleme 

Die US-Botschaft in Bern sieht darin kein Problem, wie sie der Zeitung sagt. Man habe sich verpflichtet, beide Hersteller gleich zu behandeln. Zudem sei die Botschaft an den eigentlichen Verhandlungen nicht beteiligt. 

Auch das VBS sieht keinen Interessenskonflikt. Man sei über die Vorgeschichte McMullens informiert und gehe davon aus, dass er die Interessen der USA vertrete, teilt das Departement der «Schweiz am Wochenende» mit. 

Ed McMullen war übrigens im Juni in Payerne VD zugegen. Er sah zu, wie die Schweizer Luftwaffe die US-Kampfjets testete und sagte laut der Zeitung: «Ich liebe sie beide!». Dass er zu Boeing eine spezielle Beziehung hat, verschwieg er gegenüber den Journalisten allerdings.

Nebst den beiden US-Herstellern kämpfen auch Dassault und Airbus um den Auftrag, der einen Wert von rund 6 Milliarden Schweizer Franken hat. Sogar Saab mischt mit dem Grippen noch mit, obwohl die Schweden nicht einmal an den Probeflügen im besagten Frühling teilnehmen durften. (vof) 

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