In den USA, Kanada, Deutschland oder Frankreich ist die Affenpocken-Impfung seit Ende Juli möglich. In der Schweiz aber warten Impfwillige noch immer auf den Impfstoff.
Ende August hatte der Bundesrat beschlossen, 40’000 Impfdosen zu beschaffen, plus zu einem späteren Zeitpunkt 60'000 weitere für das Lager der Armee. Kostenpunkt: rund 8,6 Millionen Franken. Mitte Oktober kommunizierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) dann, dass es mit der Lieferfirma Bavarian Nordic einen Vertrag über die Lieferung der Impfdosen abgeschlossen habe.
Kantone warten auf Impfdosen
Die ersten Dosen hätten laut Medienmitteilung des BAG eigentlich bis Anfang November geliefert werden sollen. Nur scheinen diese noch nicht eingetroffen zu sein. Das BAG hält sich bedeckt und teilt mit, dass die Impfung «demnächst angeboten wird». Fragt man jedoch bei den Kantonen nach, die für die Verimpfung zuständig sind, erfährt man, dass sie noch keine Dosen erhalten haben.
Nach Angaben des BAG wurden seit Ende Mai insgesamt 546 Affenpocken-Fälle registriert. Dabei handelte es sich praktisch ausschliesslich um Männer, die Sex mit Männern haben. Seit Anfang September gehen die Affenpocken-Infektionen jedoch stark zurück. Momentan liegt die Zahl der Neuansteckungen bei null. Und auch in Europa nimmt die Zahl der Ansteckungen ab.
Impf-Interesse trotz rückläufigen Zahlen
Trotz rückläufiger Zahlen besteht Interesse an einer Impfung. Das zeigt sich etwa in Kantonen wie Genf oder Basel-Stadt, wo man sich für die Affenpocken-Impfung vorregistrieren lassen kann und die Zahl der Infizierten besonders gross war.
Der Impf-Bedarf sei sogar «riesig», sagt Roman Heggli von Pink Cross, dem Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz. Die Dringlichkeit sei mittlerweile aber kleiner: «Deshalb wird es wohl schwieriger werden, die Leute zur Impfung zu motivieren», so Heggli. Im Sommer, auf dem Höhepunkt der Ansteckungen, wäre eine Durchimpfung seiner Meinung nach einfacher gewesen.
Kritik an BAG
Bei Pink Cross hofft man darauf, dass die Impfung bald verfügbar ist. Zwar habe die Community die Verhaltensempfehlungen befolgt und etwa die Sexualkontakte eingeschränkt. Besonders nachhaltig sei das aber nicht, meint Heggli.
Das BAG kommuniziert, man habe «frühzeitig über den Übertragungsweg und die Verhaltensempfehlungen informiert und mit der Aids-Hilfe Schweiz zusammengearbeitet, um gezielt Risikogruppen zu erreichen». Dadurch habe man die Zahl der Infektionen bereits senken können. Roman Heggli aber findet: Das BAG habe das Thema Affenpocken-Impfung auf die lange Bank geschoben.