Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) diskutiert heute Dienstag mit Vertretern und Organisationen der Wirtschaft und der Landwirtschaft darüber, wie neue Handelsverträge allen Branchen Chancen eröffnen. Das Treffen heisst Mercosur-Agrar-Gipfel. BLICK erklärt, was es damit auf sich hat.
Was ist Mercosur?
Mercosur die Abkürzung für Mercado Común del Sur, zu Deutsch «Gemeinsamer Markt des Südens». Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Weitere Staaten wie Ecuador, Chile und Bolivien sind assoziiert. Auf Portugiesisch heisst der Markt Mercosul.
IMAGE-ERROR (Image)Und was hat die Schweiz damit zu tun?
Die Schweiz will ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln. Denn so bekäme die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem Markt, der 260 Millionen Menschen und ungefähr 72 Prozent der Fläche Südamerikas umfasst. Hier liegt also ein gigantischer Absatzmarkt für die Schweiz.
Was soll das Abkommen bringen?
Mehr Wertschöpfung. Bis jetzt exportiert die Schweiz nur Waren und Dienstleistungen im Wert von vier Milliarden Franken in den Süden Amerikas. Das liegt gemäss dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse an den hohen Importzöllen. Durchschnittlich sieben Prozent Zoll muss zahlen, wer seine Waren im Mercosur-Raum verkaufen will. Es kann aber auch deutlich mehr sein – bis zu 35 Prozent.
Wo stehen die Verhandlungen?
Noch ziemlich am Anfang. Vor einem Jahr hatte man am WEF in Davos gerade mal eine Absichtserklärung abgegeben. Doch Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann drückt auf die Tube. Der Grund: Die EU verhandelt mit den Mercosur-Staaten schon seit 20 Jahren. Es heisst, die Verhandlungen seien in der Schlussphase, ein Abschluss noch dieses Jahr möglich. Kommt es dazu, wären die Schweizer Unternehmen gegenüber der EU-Konkurrenz massiv benachteiligt.
Warum muss man jetzt die Bauern fragen?
Weil sie den Preis für ein Abkommen zahlen müssten. Sagt zumindest der Bauernverband. Denn damit Schweizer Maschinenindustrie und Dienstleister Südamerika erobern können, verlangen die Mercosur-Staaten im Gegenzug, dass ihre Agrarprodukte zollfrei in die Schweiz gelangen. Und das ängstigt die Schweizer Bauern. Denn Brasilien und Argentinien sind Agrar-Riesen. Insbesondere bei der Rindfleisch-Produktion können es die hiesigen Landwirte nicht mit den Südamerikanern aufnehmen. Sie fürchten, dass die Preise sinken und Schweizer Fleisch keinen Absatz mehr findet. Die Bauern sind deshalb gegen ein Freihandelsabkommen.
IMAGE-ERROR (inline_image_5723956931362385554)Wie geht es weiter?
Das ist offen. Schneider-Ammann trifft sich am Dienstag mit den Spitzen der Wirtschaftsverbände und Bauern, um zu diskutieren, wie die Politik den Schweizer Landwirten entgegenkommen kann, um den Widerstand gegen das Abkommen zu brechen. Ausgerechnet der Schweizer Bauernverband ist aber nicht dabei. Präsident Markus Ritter (50) will die für Mercosur geplante Senkung der Agrarzölle stattdessen im Parlament bodigen.