«Schadet Attraktivität des Fahrrads»
Kommission lehnt Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche ab

Eine Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren kommt für die Verkehrskommission des Nationalrats nicht infrage. Sie will diese aus der Revision des Strassenverkehrsgesetzes streichen.
Publiziert: 01.02.2022 um 17:23 Uhr
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Anders als der Bundesrat lehnt eine deutliche Mehrheit der zuständigen Nationalratskommission eine Velohelmpflicht für 12- bis 16-Jährige ab. (Symbolbild)
Foto: STEFFEN SCHMIDT

Der Entscheid war eindeutig. Mit 22 zu 2 Stimmen bei einer Enthaltung stimmt die Verkehrskommission des Nationalrats (KVF-N) gegen eine Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren.

Im Gegensatz zum Bundesrat ist die KVF-N der Ansicht, dass eine Velohelmpflicht für unter 16-Jährige keine wesentlichen Sicherheitsvorteile, jedoch grosse Vollzugsprobleme mit sich bringen würde. «Das könnte nach Ansicht der deutlichen Mehrheit der Attraktivität des Fahrrads schaden», begründet Kommissionspräsident Jon Pult (37, SP) in seinem Bericht.

Es ist davon auszugehen, dass der Nationalrat der Empfehlung seiner Kommission folgen wird.

Velo würde weniger attraktiv

Der Bundesrat will mit der Helmpflicht gegen die steigende Zahl von schweren Unfällen vorgehen und die Verkehrssicherheit für diese Personengruppe erhöhen. So hatte sich von 2019 auf 2020 die Zahl der im Stadtverkehr tödlich verunglückten Velofahrer nahezu verdoppelt.

Nach der Vernehmlassung verworfen hatte der Bundesrat ein Helmobligatorium für alle E-Biker. Heute gilt eine Helmpflicht nur für bis 45 km/h fahrende E-Bikes.

Bereits der Schweizer Städteverband sowie die Grossstädte Basel, Bern, Winterthur und Zürich lehnten den Bundesrats-Vorschlag ab. Das Velo sei ein «unkompliziertes Verkehrsmittel», begründeten sie anfangs Jahr. Mit der Einführung einer Helmpflicht ginge dieser Vorteil verloren.

Besser Velo-Infrastruktur verbessern

Mit der Helmpflicht befürchten die vier Städte, dass gerade die Jugendlichen, die tendenziell immer weniger Velo fahren, dies noch seltener tun würden. Statt der Einführung einer generellen Helmpflicht sollte der Fokus nach Ansicht der vier Grossstädte besser auf dem Ausbau einer sicheren und attraktiven Velo-Infrastruktur liegen.

Dieser Effekt sei wissenschaftlich erwiesen und lasse sich etwa in nordeuropäischen Städten beobachten. Dort seien Velohelme kaum verbreitet. Eine generelle Helmpflicht würden nur Länder mit schwacher Velonutzung kennen, wobei die Sicherheit für Velofahrende aber nicht verbessert worden sei.

Eine Helmpflicht für alle Velofahrer gilt derzeit nur in Australien, Finnland, Malta und Südafrika. Für Kinder sind Helme in derzeit nur zwölf Ländern weltweit obligatorisch. (SDA/dba)

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