Rendezvous mit der Romandie
Philippe Nantermod, der ehrgeizige «Bulldozer»

FDP-Vizepräsident Philippe Nantermod ist zwar erst 37 Jahre alt, in der Politik aber schon ein alter Hase. Der Walliser hat nie einen Hehl daraus gemacht, was sein ultimativer Traum ist: Bundesrat werden.
Publiziert: 08.07.2021 um 06:23 Uhr
|
Aktualisiert: 08.07.2021 um 10:25 Uhr
1/7
Im Jahr 2009 ist Philippe Nantermod 25 Jahre alt. Trotz seines bubenhaften Aussehens engagierte er sich bereits seit Jahren in der Politik und war Vizepräsident des Jungfreisinns, den er später auch präsidierte.
Foto: Keystone
Adrien Schnarrenberger

Philippe Nantermod (37) im Jahr 2021 als unbekannt zu bezeichnen, ist aus Westschweizer Sicht lächerlich. Der Walliser ist in der Romandie omnipräsent. Obwohl noch keine 40, steht Nantermod schon mehr als die Hälfte seines Lebens in der Öffentlichkeit.

Er hat noch immer das gleiche Bubengesicht wie im Oktober 1999, als er mit 15 Jahren und elterlichem Segen eine Woche Schule schwänzte, um eine IT-Konferenz in den USA zu besuchen. «Ein Geschäftsmann, der zufällig neben mir sass, überzeugte mich, ihm nach New York zu folgen», erinnerte er sich später. «Ich blieb zwei Monate, um meine eigene Firma zu gründen.» Der Schule gefiel das nicht, doch der junge Philippe wusste halt schon damals, was er will und wie er es bekommt.

In der Politik mit 19

Angehender Unternehmer, wechselte Nantermod schnell in die Politik. Mit 19 Jahren lancierte er seine erste Volksinitiative – gegen das Beschwerderecht von Umweltverbänden. So mancher warf ihm private Interessen vor: Nantermods Vater besitzt die Bergbahnen in Morgins VS.

Doch es zeigte sich schnell, dass die Ambitionen von Nantermod junior weit über die eigene Region hinausreichen. Der Freisinnige ist extrem ehrgeizig und ein hervorragender Manager seiner eigenen Karriere. Als er 2007 nach seinen Plänen gefragt wurde, sagte er: «Nationalrat? Wahrscheinlich in acht Jahren, wenn ich genug Erfahrung gesammelt habe.» Und bingo: 2015 warf er den ehemaligen Nationalratspräsidenten Jean-René Germanier (62) aus dem Bundeshaus.

Die Gössi-Nachfolge ist ihm zu wenig

Kaum in Bern angekommen, kandidierte der Hyperaktive für das FDP-Vizepräsidium – und wurde gewählt. Jetzt wird sein Name für die Nachfolge von FDP-Chefin Petra Gössi (45) genannt. Doch Nantermod will nicht.

Der geistige Sohn von alt Bundesrat Pascal Couchepin (79) hat grössere Ambitionen. «Der Bundesrat ist der Ort, an dem man die meiste Kontrolle über die Maschinerie hat», sagte er bereits 2007. Und eben: Bis jetzt hat Nantermod alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte.

Noch mag sein Deutsch zu wackelig sein, um in die Landesregierung einzuziehen. Nicht aber sein Ehrgeiz und sein Selbstvertrauen – was selbst seine Gegner bewundern. «Nantermod ist ein Bulldozer», sagt einer. «Das Problem ist, dass er manchmal das falsche Haus zerstört.»


Fehler gefunden? Jetzt melden