Rekord bei Asylgesuchen
Minderjährige Flüchtlinge bringen Kantone an den Anschlag

Über 3000 unbegleitete Minderjährige haben im vergangenen Jahr ein Asylgesuch gestellt – es ist ein neuer Rekord. Wobei nicht jeder Jugendliche, der angibt, minderjährig zu sein, es auch tatsächlich sein dürfte.
Publiziert: 17.07.2024 um 08:55 Uhr
Unbegleitete minderjährige Asylsuchende haben Anspruch auf besonderen Schutz. In Winterthur können sie beispielsweise an besonderen Integrationskursen teilnehmen.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_1049.JPG
Lea HartmannRedaktorin Politik

Rund 14'000 Menschen haben in der ersten Hälfte dieses Jahres ein Asylgesuch in der Schweiz gestellt – darunter auch viele Jugendliche, die ohne Begleitung von Erwachsenen ins Land gekommen sind. Die Zahl der sogenannten UMA – der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden – steigt stark. Im vergangenen Jahr haben 3271 unbegleitete Minderjährige ein Asylgesuch gestellt, wie die Zeitungen von CH Media berichten. Das ist ein neuer Rekord. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die Zahl der jugendlichen Flüchtlinge war 2022 förmlich explodiert. Gut jedes zehnte Asylgesuch stammt inzwischen von einem Minderjährigen, der sich allein auf die Flucht gemacht oder seine Begleiter auf der Flucht verloren hat. Die männliche Form ist dabei bewusst gewählt. Nur 4 Prozent der unbegleiteten Minderjährigen sind junge Frauen. Die Mehrheit kommt aus Afghanistan. Drei Viertel sind 16 oder 17 Jahre alt.

Wobei viele Jugendliche älter sind, als sie angeben. In den vergangenen Jahren wurde laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) ein Viertel der Asylsuchenden, die angaben, minderjährig zu sein, als erwachsen eingestuft. Der Bund kann ein rechtsmedizinisches Gutachten in Auftrag geben, wenn Zweifel an der Altersangabe bestehen. Etwa in der Hälfte der Fälle werde die Minderjährigkeit nicht bestätigt, teilt das SEM auf Anfrage von CH Media mit. Die Methoden, mit der das Alter bestimmt werden, sind allerdings umstritten.

Mehrere Kantone im roten Bereich

Die Behörden, insbesondere die Kantone, stellt der starke Anstieg der UMA-Gesuche vor grosse Herausforderungen, da unbegleitete Minderjährige Anspruch auf besonderen Schutz haben. Sie werden beispielsweise in der Regel separat untergebracht und müssen besser betreut werden. 

Laut einer Umfrage der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren (SODK) sind mindestens sechs Kantone derzeit am Anschlag, was die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden anbelangt. In elf Kantonen ist die Situation angespannt, in sechs gut. Drei Kantone haben keine Angaben gemacht. Um welche Kantone es sich konkret handelt, gibt die SODK nicht an. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?