Belgien schiebt die Schweizer Kantone auf seiner Corona-Risikoliste hin und her. Grundsätzlich gilt für Reisen in die Schweiz grünes Licht, doch seit Freitag stehen neu neun Kantone auf der Corona-Risikoliste.
Für alle gilt Warnstufe Orange: Basel-Stadt, Genf, Glarus, Luzern, Waadt, Schaffhausen, Schwyz, Zug und Zürich. Sie alle figurieren auf der entsprechenden Liste des belgischen Aussenministeriums. Für die neun Kantone gilt «erhöhte Wachsamkeit» – eine Quarantäne oder ein Corona-Test werden bei der Rückkehr empfohlen, sind aber nicht obligatorisch.
Mit Zürich trifft es nun auch den bevölkerungsreichsten Kanton und seine Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43). Doch die SVP-Regierungsrätin lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. So erklärt ihr Sprecher Marcel Odermatt gegenüber BLICK: «Belgien hat nach seinen epidemiologischen Kriterien entschieden, die es zu akzeptieren gilt.»
Genf und Graubünden zurückgestuft
Zu den «Gewinnern» der neusten Entwicklung gehört der Kanton Genf. Letzte Woche galt für den Kanton noch Alarmstufe Rot – Reisen war untersagt, Rückkehrer mussten zwingend in Quarantäne. Jetzt wurde Genf von der roten Liste gestrichen und auf die orange Liste gesetzt.
Auch der Kanton Graubünden kann aufatmen. Galt bisher Warnstufe Orange, ist er nun ganz von der Liste verschwunden. Damit ist eingetroffen, was der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (55) schon letzte Woche vorausgesagt hatte: «Ich gehe davon aus, dass wir bald wieder von der Liste verschwinden», meinte er zu BLICK. Graubünden ist in den Sommermonaten nämlich eine beliebte belgische Feriendestination. Letztes Jahr gingen in den Sommermonaten 62'000 Logiernächte auf ihr Konto.
Weiter auf Entwarnung warten müssen hingegen Schaffhausen und Zug, die immer noch auf der Risikoliste figurieren.
Cassis verzichtet auf Intervention
Es ist ein weiteres Kapitel im Streit zwischen der Schweiz und Belgien um die Reisebeschränkungen. Anfang August hatten die Brüsseler Behörden nämlich die Westschweizer Kantone Genf, Waadt und Wallis auf die rote Liste gesetzt und nicht zwingende Aufenthalte in der Genferseeregion untersagt. FDP-Aussenminister Ignazio Cassis (59) intervenierte daraufhin in Brüssel – worauf immerhin die Waadt und Wallis wieder von der Liste gestrichen wurden.
Schon im Juli war der Kanton Tessin auf der orangen Liste gelandet. Für Rückkehrer waren die Quarantäne und ein Corona-Test vorgeschrieben. Nach Kritik der Tessiner Regierung und des Kantonsarztes hatte das Aussendepartement ebenfalls in Belgien interveniert – erfolgreich.
Eine Intervention seitens des Aussendepartements ist derzeit aber nicht geplant. «Belgien verfügt über klare epidemiologische Kriterien und wendet sie in diesem Fall faktenbasierend an», schreibt EDA-Sprecher Georg Farago auf Anfrage. «In Bezug auf die Kantone in der orangen Kategorie sieht das EDA derzeit keine Intervention vor. Wir verfolgen aber die Situation.»