Belgien warnt vor Reisen nach Graubünden, Schaffhausen und Zug
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Belgien warnt Reisende:Graubünden, Schaffhausen und Zug auf Risikoliste

Drei weitere Kantone auf der Risikoliste
Belgien warnt vor Reisen nach Graubünden, Schaffhausen und Zug

Belgien untersagt seinen Bürgern nicht nur Reisen in den Kanton Genf. Sondern warnt nun auch vor Reisen in die Kantone Graubünden, Schaffhausen und Zug. Für diese gilt Warnstufe Orange – und damit erhöhte Wachsamkeit.
Publiziert: 10.08.2020 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 07:52 Uhr
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Die Kantone Graubünden, Schaffhausen und Zug stehen in Belgien auf der orangen Corona-Liste.
Foto: Screenshot
Ruedi Studer

Belgischen Touristen in der Schweiz droht zunehmend Ungemach: Für den Kanton Genf gilt in Belgien bereits Warnstufe Rot. Reisen in den Westschweizer Kanton sind untersagt.

Doch nun wurde drei weitere Kantone in der Risikoliste hochgestuft – vorerst auf die Warnstufe Orange. Die Kantone Graubünden, Schaffhausen und Zug figurieren auf der entsprechenden Liste des belgischen Aussenministeriums. Es gilt «erhöhte Wachsamkeit» – eine Quarantäne oder ein Corona-Test werden bei der Rückkehr empfohlen. Letzterer könnte je nach Entwicklung bald einmal auch obligatorisch werden. Im schlimmsten Fall droht sogar die rote Liste mit einem eigentlichen Reiseverbot.

Graubünden bei Belgiern beliebt

Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (55) kennt die Liste. Dass Graubünden darauf gelandet ist, führt er auf einen grösseren Corona-Fall in einem Jugendlager vor gut drei Wochen zurück. «Gemessen an der Bevölkerung waren unsere Zahlen temporär sehr hoch», so Peyer zu BLICK. Das habe sich mittlerweile geändert. «Ich gehe davon aus, dass wir bald wieder von der Liste verschwinden.»

Für den Kanton sind belgische Touristen gerade im Sommer ein wichtiger Faktor. Letztes Jahr ging in den Sommermonaten 62'000 Logiernächte auf ihr Kontot – rund 2,6 Prozent am Total. Mit sieben Prozent aller Sommergäste kommt Belgien hinter Deutschland und den USA auf Rang 3. «Graubünden ist für die Belgier ein beliebter Ferienort», so Peyer. So führe eine belgische Krankenkasse in Flims und Maloja auch zwei Hotels.

Kantone nicht verteufeln

Von den Bündner Kollegen haben die Schaffhauser von der Liste erfahren. Dort zählt man bisher insgesamt nur 137 Corona-Fälle. Allerdings habe es in den letzten Wochen zwei Ereignisse mit gleich mehreren Fällen gegeben, sagt Gesundheitsdirektor Walter Vogelsanger (57). «Bei einem kleinen Kanton wirkt sich das prozentual stärker aus», sagt er. So, dass sein Kanton nun auf der orangen Liste gelandet ist.

«Touristisch ist das zwar kein grosses Problem, da wir nicht viele belgische Touristen haben», so Vogelsanger. «Es stellt sich aber schon die Frage, ob es Sinn macht, eine Region oder einen Kanton gleich so zu verteufeln.» Auch er hofft zudem, dass Schaffhausen bald wieder von der Liste verschwindet.

Der Kanton Zug wiederum hat erst durch BLICK erfahren, dass er auf der orangen Liste figuriert. «Für uns ist das auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar», sagt der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister (56). Die Fallzahlen seien nicht allzu stark angestiegen. Derzeit sind es durchschnittlich jeweils zwei, drei neue Fälle pro Tag. «Wir werden nun aber schauen, wie wir vorgehen wollen und allenfalls beim Bund intervenieren.»

Cassis verzichtet auf Intervention

Es ist ein weiteres Kapitel im Streit zwischen der Schweiz und Belgien um die Reisebeschränkungen. Anfang August hatten die Brüsseler Behörden nämlich die Westschweizer Kantone Genf, Waadt und Wallis auf die rote Liste gesetzt und nicht zwingende Aufenthalte in der Genferseeregion untersagt.

FDP-Aussenminister Ignazio Cassis (59) intervenierte daraufhin in Brüssel – worauf immerhin die Waadt und Wallis wieder von der Liste gestrichen wurden.

Schon im Juli war der Kantone Tessin auf der orangen Liste gelandet. Für Rückkehrer waren die Quarantäne und ein Corona-Test vorgeschrieben. Nach Kritik der Tessiner Regierung und des Kantonsarztes hatte das Aussendepartement ebenfalls in Belgien interveniert – erfolgreich.

Und jetzt? Wird Aussenminister Cassis wieder in Brüssel vorstellig? Nein, wie das EDA auf BLICK-Anfrage sagt. «Belgien verfügt über klare epidemiologische Kriterien und wendet sie in diesem Fall faktenbasierend an», so Sprecher Georg Farago. Das EDA verfolge die Situation aber. Der Streit könnte zudem noch anderweitig befeuert werden: Angesichts der steigenden Fallzahlen in Belgien könnte das Land schon bald auf der schweizerischen Quarantäne-Liste landen.

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