Prestige-Projekt entgleist
Der Armee droht ein Drohnen-Debakel

Mehrkosten von rund 50 Millionen Franken und eine mehrjährige Verspätung: Der Kauf israelischer Hightech-Drohnen für die Armee ist komplett entgleist.
Publiziert: 11.01.2021 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 12:54 Uhr
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Die israelische Hermes 900 reichte den Ansprüchen der Schweizer Armee nicht. Sie liess die Drohne auf Schweizer Kosten weiterentwickeln.
Foto: ZVG

Es zählt zu den ehrgeizigsten Beschaffungsprojekten der Schweizer Armee. Doch es steckt in argen Nöten: Für 250 Millionen Franken kauft der Bund derzeit bei einem israelischen Hersteller sechs Hightech-Aufklärungsdrohnen vom Typ Hermes 900. Doch in den vergangenen zwölf Monaten ist das Projekt entgleist. Das berichtet der «Tages-Anzeiger».

Einerseits liegen grosse Kostenüberschreitungen vor. Sie belaufen sich gemäss internen Statusberichten des Rüstungsamts Armasuisse bereits auf über 50 Millionen Franken. Gründe sind Währungsschwankungen, aber auch Pannen im Verteidigungsdepartement (VBS). Gleichzeitig spielt auch noch die Corona-Krise mit rein.

Ein einziger Bluff

Andererseits ist die Lieferung der Drohnen erheblich verspätet. Eigentlich sollten alle sechs Drohnen bereits heute bei der Schweizer Armee im Einsatz stehen. Aber sie befinden sich noch immer beim Hersteller in Israel. Eine Präsentation im Dezember 2019 vor Schweizer Medien sei ein einziger Bluff gewesen, urteilt die Zeitung. Die Drohne sei nie abgehoben.

Armasuisse selbst rechne derzeit damit, dass die Drohnen erst im Sommer 2023 voll einsatzfähig sein werden. Zweieinhalb Jahre später als geplant. Bis dahin muss die Armee für Aufklärungsflüge – etwa an der Grenze, um illegale Übertritte zu entdecken – Helikopter einsetzen. Das ist teurer und aufwendiger.

Bei Sicherheitspolitikern wie der grünen Nationalrätin Marionna Schlatter (40) sorgt das für Kritik. Via Twitter weist sie darauf hin, dass es bei Beschaffungen des VBS regelmässig zu Pannen komme.

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Selbst Abbruch ist nicht ausgeschlossen

Ob die Drohnen 2023 startklar sind, ist gemäss dem «Tages-Anzeiger» fraglich. Sie hätten grundlegende technische Tests noch nicht bestanden. Zudem ist im vergangenen August eine für die Schweiz bestimmte Drohne bei einem Testflug in der israelischen Wüste abgestürzt und zerschellt.

Seither untersucht das israelische Transportministerium die Unfallursachen. Bevor diese Untersuchung abgeschlossen ist, kann keine Aussage darüber gemacht werden, ob und mit welchen zusätzlichen Massnahmen die Drohne überhaupt für den Lufteinsatz zugelassen wird.

Derzeit geht man im VBS davon aus, dass Verteidigungsministerin Viola Amherd (58) das Parlament im Frühling um zusätzliche Mittel anfragen muss. Doch: Selbst ein Abbruch der Beschaffung kann nicht ausgeschlossen werden. (dba)

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