Sein Ruf verhallte bislang ungehört. Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) verlangt längst, die Netzgebühren zu senken. Doch weil immer mehr Bürgerinnen und Bürger unter extrem hohen Strompreise leiden, nimmt die Forderung Fahrt auf.
27 Prozent mehr zahlen Herr und Frau Schweizer im kommenden Jahr durchschnittlich mehr für Strom. In manchen Gemeinden ist der Aufschlag gar massiv höher. Auch Firmen, die ihren Strom bislang günstig auf dem freien Markt erworben haben, sollen plötzlich gar ein Vielfaches zahlen.
Meierhans fordert: Zinssatz senken
Der Bundesrat könnte hier rasch helfen – wenn er denn wollte. Wie Meierhans gegenüber der Konsumentenzeitschrift «Saldo» sagt, wäre schon seit zehn Jahren ein viel tieferer Zins auf die Netzgebühren angezeigt.
Den Zins erhalten die Stromversorger für ihr ins Netz investiertes Geld. Dieser spült den Netzbetreibern über 800 Millionen Franken pro Jahr in die Kassen. Und verteuert unsere Strompreise zusätzlich. Der Preisüberwacher hatte dem Bundesrat Mitte Juni empfohlen, den Zinssatz «umgehend» von 3,83 auf 2,11 Prozent zu senken, wie es in der neusten Ausgabe des Magazins heisst.
Denn für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass Netzbetreiber eine Eigenkapitalrendite von 6,96 Prozent zugesichert erhalten, während Haushalte und Gewerbebetriebe nicht mehr wissen, wie sie ihren Strom bezahlen sollen.
350 Millionen billiger
Mit der von Meierhans empfohlenen Senkung der Zinsen würden Haushalte und Gewerbebetriebe um 350 Millionen Franken entlastet – pro Jahr wohlgemerkt! «Ohne dass eine verminderte Investitionstätigkeit befürchtet werden muss», unterstreicht der Preisüberwacher.
Und tatsächlich: Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini (56) hat den Ball aufgenommen. Er will am kommenden Montag in der Fragestunde von Energieministerin Simonetta Sommaruga (62, SP) wissen, ob sie bereit ist, den Zinssatz zu senken. Bislang wurden entsprechende Vorstösse immer mit dem Hinweis auf die Investitionssicherheit der Netzbetreiber abgetan.
Man kennt sich
Auch diesmal dürfte Sommaruga auf grossen Widerstand in ihrem Bundesamt für Energie und bei der Strom-Regulierungsbehörde Elcom stossen. Die Nähe zur Stromwirtschaft sei halt spürbar, sagen Beobachter. So war beispielsweise der Elcom-Chef Werner Luginbühl (64) einst nicht bloss Berner BDP-Ständerat, er amtete auch als Verwaltungsratspräsident der Kraftwerke Oberhasli.
Im Parlament sieht es genauso aus. So manch ein Ratsmitglied sitzt noch in einem Verwaltungsrat der rund 650 Netzbetreiber in der Schweiz. Man kennt sich und tut sich ungern weh.