Eine bunte Truppe überfällt die spanische Banknotendruckerei und verschanzt sich mit zwei Dutzend Geiseln. «Haus des Geldes» ist der Favorit von Benedikt Würth. Da ist der Mitte-Ständerat aber nicht alleine. Auch Kulturminister Alain Berset sei Fan der spanischen Netflix-Serie, outet Würth den SP-Bundesrat.
Die Revision des Filmfördergesetzes wird im Ständerat zum munteren Austausch von Streaming-Tipps. Die «chambre de réflexion» wird zur «chambre de télévision».
FDP-Ständerat Ruedi Noser muss erst googeln. «Haus des Geldes», das sagte ihm nichts: Er schaue eher Filme. Am liebsten alte italienische. Notabene unsynchronisiert im Originalton, vergisst Noser nicht zu betonen. Höchstens mit deutschen Untertiteln.
Auf Netflix würde nicht nur er auch gern alte Schweizer Filme sehen. Da ist es praktisch, wenn man das Gesetz gleich selbst macht: So stimmt nach dem Nationalrat auch der Ständerat der «Lex Netflix» zu. Der zufolge müssen Streaming-Dienste künftig bis zu vier Prozent ihrer hiesigen Einnahmen ins Schweizer Filmschaffen stecken – also bis 18 Millionen Franken im Jahr.
Kuprecht will nicht der «Läppli» sein
Das gefällt auch Mitte-Ständerätin Andrea Gmür. Sie offenbart im Plenum eine Schwäche für «Schellenursli» und «Heidi». Wenig Lust hat Gmür dagegen auf Formate wie «Bachelor» oder «Bauer, ledig, sucht». Keine Kultursubventionen für Landwirte also, findet sie also. Das dürfte Bauernpräsident Markus Ritter ungern hören.
Bei einer solchen Debatte will denn auch Ständeratspräsident Alex Kuprecht nicht abseits stehen. Das Abstimmungsprozedere sei grad relativ kompliziert, kommentiert er. Sollte etwas schiefgehen, möge man ihn nachher bitte nicht nach der Hauptfigur eines Schweizer Spielfilms bezeichnen, nämlich als «Läppli».
Serien-Junkie Berset ist mit Abstimmungsresultat und sich zufrieden – auch wenn er sich anhören musste, «ich hätte möglicherweise zu viel Zeit, um mir Serien anzuschauen». Sein Glück: Die fünfte und finale Staffel von «Haus des Geldes» läuft erst im September. Bis dahin ist das Gröbste der Corona-Pandemie wohl überstanden – und der Gesundheitsminister hat wieder mehr Zeit dazu. (dba)