Ausgerechnet eine Staatsbank bestraft die Mütter dafür, dass die Väter neu zwei Wochen Papi-Ferien haben. Die Schaffhauser Kantonalbank zwackt den Mamis dafür zwei Wochen Mutterschaftsurlaub ab. Sie begründet das mit «Gleichbehandlung».
Die Bank, die zu hundert Prozent den Schaffhauserinnen und Schaffhausern gehört und für die sämtliche Bürger geradestehen müssten, wenn das Bankhaus in Schieflage geraten würde, geht mit schlechtem Beispiel voran: Statt 16 will die Kantonalbank am obersten Rand der Schweiz den Müttern nur noch 14 Wochen Mutterschaftsurlaub gewähren.
Petition übergeben
Was schweizweit Kopfschütteln auslöst, soll in Schaffhausen nicht geduldet werden: Der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse und seine Mitgliederverbände wie die Syna sowie die Kampagnenorganisation Campax haben 7429 Unterschriften an den Bankchef Martin Vogel übergeben. Im Namen der Unterzeichnenden fordert man mit der Petition die Kantonalbank auf, von ihrer eigenwilligen Vorstellung von «Gleichberechtigung» Abstand zu nehmen und die Kürzung des Mutterschaftsurlaubs sofort rückgängig zu machen.
Mit einem Ja-Anteil von mehr als 60 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hat sich eine klare Mehrheit der Bevölkerung dafür ausgesprochen, dass frischgebackene Väter die Mütter beim Umsorgen des Neugeborenen unterstützen sollen. Im Randkanton fehlt jegliches Verständnis dafür. «Die Schaffhauser Kantonalbank scheint die Zeichen der Zeit offenbar nicht verstanden zu haben und macht rückwärts statt vorwärts», argumentiert Travailsuisse unter der Leitung von Adrian Wüthrich (41).
Bank hält sich für «modern und fair»
Denn wie Blick berichtete, profitiert die Staatsbank von der Einführung des gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs. Seit Anfang des Jahres wird dieser nämlich über die Erwerbsersatzordnung und damit mehrheitlich aus der Staatskasse finanziert. Zuvor bezahlte die Bank den Vaterschaftsurlaub freiwillig und aus der eigenen Tasche. So kommt die Schaffhauser Bank neu also günstiger weg.
Doch offenbar reicht das der Kantonalbank nicht: Weil sie jetzt noch zwei Mutterschaftswochen streicht, fährt sie auf dem Rücken ihrer Mitarbeiterinnen gleich noch besser. In ihrem Geschäftsbericht präsentiert sich die Kantonalbank übrigens als Pionierin bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie schreibt über sich selbst, sie sei «modern und fair». Das dürfte die Belegschaft kaum mehr unterschreiben.
Bank redet sich schön
Auf Nachfrage antwortet die Kantonalbank nicht direkt auf die Fragen von Blick. Sie schildert dafür, dass sie das tut, was man immer macht, wenn nichts ändern soll, aber man den Anschein erwecken will, man unternehme was: Sie hat eine interne Projektgruppe gegründet.
Und die Schaffhauser behaupten, sie verfolgten das Ziel, Mütter und Väter nach der Geburt ihres Kinds individuell zu unterstützen. «Das kann der Wunsch nach einer längeren Familienauszeit sein, der Wiedereinstieg mit einem reduzierten Pensum oder eine neue Aufgabe oder Rolle im Unternehmen.» Das ist eine Selbstverständlichkeit, die nicht erklärt, weshalb den Mamis der Mutterschaftsurlaub gekürzt wird. (pt)