Nicht nur Solothurn nimmt Kieswüsten ins Visier
Weg mit den «Gärten des Grauens»!

Als erster Kanton verbietet Solothurn künftig Schottergärten. Einzelne Gemeinden haben Kieswüsten bereits aus der Landschaft verbannt. Die «Gärten des Grauens» schaden nämlich Klima und Biodiversität.
Publiziert: 20.03.2024 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 09:26 Uhr
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Stilsicherer Vorplatz oder «Garten des Grauens»? Als erster Kanton verbietet Solothurn künftig die Anlage von Schottergärten.
Foto: imago/Arnulf Hettrich
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

«Gärten des Grauens» nennt der deutsche Biologe Ulf Soltau die Kieswüsten vor der Haustüre. Er sammelt Bilder davon auf einem Instagram-Account mit über 95'000 Followern. «Gartensatire» sei das.

Gegen das graue Grauen will der Kanton Solothurn jetzt durchgreifen. Künftig ist es nicht mehr erlaubt, neue Steingärten anzulegen – ausser, sie sind mit Grünzeug durchzogen. Das hat das Kantonsparlament am Montag beschlossen.

Solothurn ist der erste Kanton, der ein solches Verbot verabschiedet hat. Bisher gibt es erst einzelne Gemeinden, in denen das Anlegen neuer Steingärten untersagt ist.

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Gemeinden gegen beliebten Kies

Langendorf SO ist vorgeprescht: Seit 2020 sind dort Steingärten verboten, die keinen ökologischen Nutzen haben. Bis jetzt musste die Baubehörde noch nicht eingreifen: «In der Gemeinde ist das Verbot akzeptiert», sagt Urs Zaugg (49), Bauverwalter von Langendorf. Die Vorreiterrolle dürfte dabei geholfen haben, so Zaugg. Als die Gemeindeversammlung das revidierte Baureglement angenommen hat, habe es im Dorf mit knapp 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern noch keine grossen Steingärten gegeben.

Anderswo werden die Kieswüsten immer beliebter. Zwischen 2018 und 2021 hat die Schottergartenfläche schweizweit um 21 Prozent zugenommen, wie ein Bericht des Bundes zeigt. Vor allem in Agglomerationen und ländlichen Regionen stossen die Steingärten auf Gefallen.

Dabei dürfte es sich meist nicht um eine ästhetische Vorliebe handeln. Schotterflächen würden wohl vor allem deshalb gern angelegt, weil sie weniger Unterhalt benötigen, sagt Ronald Aeschlimann (45), Leiter Hochbau und Planung der Gemeindeverwaltung Steffisburg BE.

Umweltsünde Schottergarten

Auch in der Berner Gemeinde sind neue Schottergärten seit April 2023 verboten. Hauptgrund: Die Gärten schaden der Biodiversität und der Umwelt, so Aeschlimann. Auch der Bundesrat hat sich schon mit dem Umweltsünder Schottergarten befasst. In einem Bericht listet er auf, was die «Gärten des Grauens» so grauenhaft macht.

Weil sich unter dem Kies oder Schotter eine Trennschicht zum Beispiel aus Vlies oder Plastik befindet, werden die natürlichen Funktionen des Bodens eingeschränkt. Die fehlende Bodenbelüftung wirkt sich auch negativ auf Regenwürmer und Pilze aus. Ausserdem bieten Schotterflächen keinen Lebensraum für Insekten und kleine Säugetiere.

Ein Schottergarten wird im Sommer zudem zur Hitzeinsel. Die brennende Sonne kann die Steinwüste auf bis zu 50 Grad erhitzen – womit sie ihrem Namen alle Ehre macht.

Verbote auch beim nördlicher Nachbarn

Der Bundesrat überlässt es den Gemeinden und Kantonen, das Anlegen von Schottergärten einzuschränken. Nach Solothurn könnte mit dem Jura bald ein weiterer Kanton nachziehen: Die Regierung hat ein Verbot von Stein- und Schottergärten angekündigt. Ein Parlamentsentscheid steht allerdings noch aus.

Auch in Deutschland kümmert sich nicht nur Biologe und Instagram-Star Soltau um die Schotterwüsten. Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen hat die Vorschriften per Anfang Jahr verschärft: Hausbesitzer können sogar zum Rückbau von Schottergärten verpflichtet werden. Und selbst Kunstrasen ist tabu.

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